Tag 6, 12.08.2012: Skallerup Klit - Grenen, Skagen
gefahrene km (Tag): 87,46     |
gefahrene km (ges.): 671,61     |
Fahrzeit: 4:39h     |
ø Geschw.: 18,8 km/h     |
Höhenmeter: 151     |
max. Geschw.: 37,0 km/h     |
ø Steigung: 2%     |
max. Steigung: 7%     |
Übernachtung (Zielort):  | Grenen Camping (dekadente 210 DKK)     |
Wetter:  | Sonnig. Wind NW, 2 Bft. 23°C     |
Schon am Morgen steht fest, dass der heutige Tag eher ein Pausentag werden wird, denn die größte auf nordwärtigem Kurs zurücklegbare Distanz auf Jylland beträgt gerade noch gut 70 km. Somit geht es nach dem Frühstück zunächst nur bis Hirtshals Fyr, das ich erklimme, um von oben die Aussicht über Stadt und Hafen zu genießen. Die einlaufenden Fährschiffe von Color Line Superspeed bieten schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf die Weiterreise. Ich kaufe noch schnell ein, mache mich dann auf den Weg zum Fährterminal und erkundige mich schon einmal nach den Abfahrtszeiten. Leider stellt sich heraus, dass es am nächsten Tag nur eine Abendabfahrt mit Ankunft in Larvik um kurz vor 23 Uhr gibt. Keine besonders gute Zeit, um einen Zeltplatz zu suchen. Da ich gut im Zeitplan liege, beschließe ich, die Abfahrt am übernächsten Tag mittags anzupeilen und nehme die letzten Kilometer der Nationalroute 1 unter die Räder. Größtenteils auf abgelegenen Waldwegen und Seitenstraßen geht es in Nordseenähe richtung Skagen. ca. 10 km vor dem Ort passiert dann etwas an sich unspektakuläre erscheinendes, aber dennoch bemerkenswertes: Erstmalig seit gut 500 km weist ein Schild mit der Aufschrift "til Stranden" nicht mehr nach links, sondern nach rechts. Es riecht nach Meer und die Sonne scheint. Ich erreiche Skagen, passiere den hyggeligen Ortskern und treffe zu noch recht früher Stunde auf dem Campingplatz Grenen ein. Dieser erweist sich als vollkommen überteuert, aber leider auch alternativlos. Ich schlage mein Zelt auf, dann mache ich mich auf die wirklich ultimativ letzten 2 Kilometer des dänischen Vestkyststiens. Gut 400 km bin ich den blauen Schildern mit Roter Nummer 1 nun weitgehendst gefolgt. Dann kommt irgendwann das letzte ihrer, bevor die Route - vollkommen unspektakulär - auf einem großen Parkplatz endet. Ich schließe Susie am Fahrradständer an, zu Fuß geht es noch knapp 2 km weiter. Zunächst mit dem Kattegat zur Rechten und Dünen zur linken; bald hören die Dünen auf, und hinter dem Strand taucht meine treue Begleiterin der letzten Tage wieder auf - die Nordsee. Je weiter ich gehe, desto näher kommt sie, immer schmaler wird der Strand. Ab einem gewissen Punkt gibt es keinen trockenen Sand mehr. Ich muss die Schuhe ausziehen, um einen kleinen, gut knöcheltiefen Graben zu durchqueren und gelange auf eine kleine Sandbank. Vor ein paar Stunden - bei der letzten Flut - hätte ich die Spitze Dänemarks wahrscheinlich jetzt schon erreicht. Wo sie sich genau befindet, das machen Sand und Meer mit jeder Gezeit, letztlich sogar mit jeder Welle aufs Neue aus. Aber als ich irgendwann Wellen mit unterschiedlicher Textur von links und rechts kommend im Wechsel meine Waden umspülen, habe ich das Gefühl am ersten großen Zwischenziel der Tour angekommen zu sein. Für den Abend bin ich mit meinem Chef im Ort verabredet. Er und sein Bruder befinden sich mit dem Auto auf der Rückreise aus ihrem Norwegenurlaub und wir haben Skagen als Treffpunkt für ein gemeinsames Ende-des-Landes-Bier auserkoren. Wir suchen uns ein nettes Restaurant am Hafen mit leckeren Fischgerichten und frisch gezapften Spezialitäten des Skagen Bryghus. Auf dem Rückweg zum Zelt mache ich mich zu späterer Stunde an dem lauen Sommerabend noch einmal auf den Weg zur Spitze. Wo sich am Nachmittag noch Touristenscharen tummelten, bin ich nun komplett alleine. Die See ist ruhig, es ist windstill, nur ein paar winzige Wellen schwappen um mich herum. Ich nutze die Chance, dass niemand mehr das Badeverbot überwacht. Ich gehe soweit, bis ich zu den Knien im Wasser stehe und lasse mich fallen. Wann hat man schonmal die Chance, in zwei Meeren gleichzeitig zu baden! Das Wasser ist frisch, aber angenehm. Über der Ostsee ist es schon stockfinster, über Nordsee leuchtet noch ein schmaler roter Streifen am Horizont, in den immer wieder Sternschnuppen hineinfallen. Ich gehe die Wünsche vom Vorabend nochmal durch - doppelt hält besser. Ich fühle mich gut. weiter...