Korsika 18.08.-02.09.2008
18. August 2008, Kiel - Alghero
Ein recht trüber Kieler Sommertag. Es ist frisch morgens um kurz nach 6. Verdammt frisch. Na gut... ich will es nicht schön reden - Es ist saukalt. Man mag kaum raus gehen. Ich tu's trotzdem. Kampf dem Mainstream. Zur Bushaltestelle treibt es mich. Ich bin dort mit Timo verabredet. Timo und ich haben diese Bushaltestelle schon häufiger zu derlei Uhrzeiten passiert. Allerdings befanden wir uns dabei dann meist auf dem Nachhause-Weg. Je besoffener wir dabei waren, desto konkreter wurden dabei unsere Pläne einer Expedition in den Mittelmeerraum. Heute sind wir nüchtern. Und auf dem Hinweg. Zunächst nach Bremen. Um 7:12 Uhr (Achtung Insider: Nein, nicht 7:21 Uhr) verlässt ICE 73 Kiel mit Fahrtziel Zürich. Es beginnt zu regnen. Das ist ein Wetter, bei dem man weg will. Wir haben dieses Mal die extragroßen Rucksäcke gewählt. Weil wir gehässig sind. Die extra großen Rucksäcke (in Kombination mit einer offen zur Schau gestellten Zeltausrüstung, unseren Wanderstiefeln und Timos kurzen Hosen) signalisieren, dass WIR weg fahren. Im Gegensatz dazu signalisieren die Aktentaschen und frisch geputzten Lederschuhe der Mitreisenden in Kombination mit ihren neidvollen Gesichtsausdrücken, dass SIE es wohl nicht weiter als bis nach Hamburg zur Arbeit schaffen werden. Auch wir steigen in Hamburg aus, allerdings nur um kurz frische Luft zu schnappen und unsere Fahrt kurz darauf mit dem nächstbesten InterCity fortzusetzen. Dieser spuckt uns am noch jungen Vormittag am Bremer Hauptbahnhof aus. Zeit für den traditionellen Besuch bei den Bremer Stadtmusikanten... und das erste Astra in den Arkaden des Rathauses – schließlich haben wir Urlaub. Außerdem muss ich mir vor meinem Erstflug noch Mut antrinken. Gegen 13 Uhr treffen wir am Flughafen ein. Nachdem das aufzugebende Gepäck eingecheckt ist und wir im Besitz unserer Bordkarten (!!!) sind, vertreiben wir uns noch ein wenig die Zeit auf der Dachterasse des Flughafens. Die Sonne bricht kurzzeitig durch die Wolkendecke und bestätigt Timo in seiner von mir bis dato als recht optimistisch eingeschätzten Kleiderwahl. Gegen 14:45 Uhr stelle ich bei einem Blick in meinen Reisepass fest, dass dieser mangels Aktualisierung einen falschen Wohnort nennt und somit nicht konsistent mit dem Ticket ist. Zum Glück schaut man hier in Bremen ja an der Sicherheitskontrolle nicht so genau auf Details (Ein Selbstversuch einige Monate zuvor zeigte, dass man ohne Bordkarte fast bis aufs Rollfeld kommt) und so können wir uns kurze Zeit später am Gate in die Warteschlange zum Boarding einreihen. Wie wir ca. 10 Minuten später feststellen ist der Grenzabfertigungsschalter, der den Non-Schengen-Bereich vom Schengen-Bereich abtrennt unbesetzt. Dies ist deshalb erwähnenswert, weil sich somit die Anzahl der für uns in Frage kommenden Warteschlangen von eins auf zwei erhöht. Nach Kontrolle des Schildes, das über der Ausgangstür das Flugziel angibt – in unserem Falle Oslo-Torp – verlassen wir unsere Schlange so unauffällig wie möglich, um uns unmittelbar darauf jenseits des besagten Grenzabfertigungsschalters in jene mit dem Schild "Alghero (Sardinien)" einzureihen. Sekunden später setzt sich diese in Bewegung. Glück gehabt. Nun muss nur noch die mir nicht unbekannte Glastür passiert werden. Nachdem auch dies geschafft ist, trennen uns nur noch wenige Schritte von der steilen Leiter hinauf in die bereit stehende Boeing 737-800 in deren schmucke Kunstledersessel wir uns wenige Momente später fallen lassen. Kaum dass wir unsere Sicherheitsgurte angelegt haben, werden uns auch schon über dem niedersächsischen Luftraum die ersten Rubbellose offeriert. Ryanairflüge sind definitiv nichts für Personen, bei denen ein verwandtschaftliches Verhältnis zu Rüdiger Hoffmann besteht. Der Flug ist ruhig, und nachdem das Matterhorn in sicherem Abstand überflogen wurde, liegt schon bald das kristallblaue Mittelmeer unter unseren Tragflächen. Nach circa zwei Stunden Flug verlassen wir unsere Reiseflughöhe wieder, drehen eine Schleife über dem Norden Sardiniens und setzen dann zum Landeanflug auf den Aeroporto di Alghero-Fertilia an. Kurz darauf lassen wir uns die italienische Abendsonne auf den Pelz scheinen, als wir vor dem Terminalgebäude auf den Stadtbus ins gut 10 km entfernte Alghero warten, dessen Haltestelle wir nach etwas ausgiebigerer Suche im Gegensatz zum dazugehörigen Ticketschalter ausfindig machen konnten. Wir werden dennoch mitgenommen. Gegen halb 8 irren wir auf der Suche nach a) Nahrung und b) dem Campingplatz durch die schmucke Altstadt Algheros. Gegen 20 Uhr versuchen wir eine Kommunikation mit einer verdammt scharfen Italienerin. Leider reichen unsere nicht vorhandenen Italienischkenntnisse nicht für mehr als die banale Information, dass wir munter in die falsche Richtung marschiert sind und dass sich der Campeggio auf der anderen Seite des ca. 2 km langen Stadtstrandes befindet (obwohl Timos Wörterbuch sich alle Mühe gibt, einschlägige Kommunikationsprobleme zu beseitigen → Kategorie 'Zwischenmenschliches': "Du hast schöne Augen", direkt darauf folgend: "Ich möchte mit Dir schlafen"). Egal, denn es gibt definitv schlimmeres als ein Rucksäckchen bei schnuckeligen ca. 25°C eine palmengesäumte Strandpromenade entlang zu tragen. Schnell noch einen Exkurs in den gerade schließenden Supermarkt und dann sichern wir uns den letzten noch freien Platz auf dem Campingplatz "La Mariposa". Nachdem unser Dach über dem Kopf für die Nacht gesichert ist, ist es an der Zeit den lauen Sommerabend mit dem soeben erstanden Fläschen Rotwein und einem kleinen Nachtmahl in Form von belegten Crackern ausklingen zu lassen. weiter...