Japan 15.10.-30.10.2010
31.10.10, 21:04, Kiel-Südfriedhof
Zurück zu Hause, und dank des Flughafen-Edeka in Hamburg konnte mittlerweile auch das mittlerweile ziemlich intensive Verlangen nach Salami-Schwarzbrot gestillt werden. Der Rückflug war nicht besonders spektakulär, sibirien zieht sich halt einfach, und irgendwann nach 10 Stunden Flug war dann der Punkt erreicht, wo ich absolut keine Lust mehr auf Lesen, Filme gucken, Musik hören, aus dem Fenster gucken... kurz: auf im Flugzeug sitzen hatte. Echt gemein, wenn dann der Finische Meerbusen unter einem auftaucht, man ich denkt "Prima, da ist ja die Ostsee: Heimat!!!!!!!!", das Flugzeug sich dann aber bald darauf in eine scharfe Linkskurve legt um irgendwo im tiefsten Bayern zu landen, um einem nochmal eine Stunde Flug aufzubrummen. Naja, die hab ich dann fast komplett verschlafen, und um Viertel nach Neun war dann endlich Hamburg erreicht. Nun bin ich also wieder zu Hause, was zwangsläufig das Ende dieses Blogs bedeutet. Bleibt noch, Euch lieben Lesern für mit einem herzlichen
für Eure Treue zu danken und darauf hinzuweisen, dass es hier natürlich irgendwann nach erfolgter Sichtung und Sortierung des notwendigen Materials an dieser Stelle in naher Zukunft auch eine kleine Auswahl an photografischen Impressionen geben wird. Schaut also am besten in ein bis zwei Wochen noch einmal rein.
30.10.10, 9601 m über der südlichen Aldan Hochebene, Ostsibirien
Während in München gerade der Tag anbricht sitze ich mittlerweile im Flugzeug ebendort hin. Die erste Stunde des Fluges war ziemlich lustig, denn die Ausläfer Chabas hatten einiges an "unstable airmasses" zu bieten und so wurde unsere Boeing 777-300 gut durchgeschüttelt und es ging ziemlich auf und ab. Nun liegen mittlerweile knapp 4 Stunden Flug hinter uns und noch gut 6600 km vor uns. Mittlerweile ist die Wolkenschicht nicht mehr allzu dick und zu etwa 50% durchbrochen, so dass sich immer wieder beeindruckende Ausblicke auf die verschneiten Berge und zugefrorenen Flüsse Sibiriens bieten. Zum Mittagessen hätte man schon zur Einstimmung auf Deutschland Rinderhacksteak bekommen können, ich habe mich allerdings dann doch noch einmal für die gebratenen Nudeln entschieden und nachdem ich artig alles aufgegessen habe, und zumindest &uuber den Wolken somit auch morgen wieder die Sonne scheinen wird, werde ich mich mal daran machen, mal die den Rückstand den ich mir in Sachen HIMYM in den letzten 2 Wochen eingefangen habe, aufzuarbeiten.
30.10.10, 11:11 Ortszeit, Narita International Airport, Terminal 1, Gate 56
Da wurde es doch gestern zum Abschluss nochmal richtig anstrengend: Nachdem ich den letzten Narita Express, der mich bequem in 50 Minuten von Tokio zum Flughafen gebracht hätte, knapp verpasst hatte, musste ich mich mit der normalen Ubahn durchschlagen. Das ganze hat so knapp 2 Stunden gedauert, denn der Flughafen Narita ist ungefähr genauso tokiotisch, wie der Flughafen Lübeck-Blankensee hamburgisch ist: Vom Stadtzentrum sind es knapp 80 km bis zum Terminal. Das ganze mit einem Zug, der wirklich an so gut wie jeder der 40 Stationen zwischen Stadtzentrum und Narita hielt. Gegen 22:30 Uhr war ich dann endlich dort. Das Narita Airport Hostel bot zum Glück einen kostenlosen Shuttleservice an, den ich dann gerne in Anspruch nahm. Ansonsten war das Hostel ungefähr das, was man von einer 16-EUR-Absteige in der Einflugschneise eines internationalen Flughafens erwarten kann - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Nett war, dass ich noch einen deutschen Reiseradler dort traf, allerdings wurde es so mit dem geplanten frühen zu Bett gehen nichts, aber was solls, heute Abend werde ich so oder so müde sein. Heute morgen hat Hostelleiter Yama dann wieder Flughafentaxi gespielt und mittlerweile ist mein Rucksack (hoffentlich) auf dem Weg ins Flugzeug und ich habe den Ausreisestempel im Reisepass. Es sieht wohl so aus, als ob ich es wirklich gerade so schaffen werde, den Taifun zu verpassen. Der Regen ist schon da, und gerade fingen sie schon an, Flüge Richtung China zu streichen. Economy Class-Passagiere des Fluges NH 207 nach Müchen werden nun zum Einsteigen aufgefordert. Bis nachher aus dem Flugzeug.
29.10.10, 19:50 Ortszeit, The Crown Prince's Wedding Fountain, Tokyo
Der Fuji hat sich mir nicht mehr gezeigt, und nachdem ich gestern mehr oder weniger den gesamten verregneten Tag im Hostel verbracht habe, musste ich Kawaguchiko heute morgen unverrichteter Dinge wieder verlassen. Nachdem die Fujikyo-Bimmelbahn mich zurück nach Otsuki gebracht hatte, ging es gegen Mittag mit dem Kanjii Limited Express Richtung Shinjuku weiter. Die Fahrt ging zunächst durch sehr schöne mittelgebirgsähnliche schmale Täler, doch nach etwa der hälfte der Fahrt wich die Landschaft dann wieder der Betonwüste. Nach etwa 1 1/2 Stunden Fahrt, die ich mit 2 französichen Backpackern teilte, war der Zielbahnhof erreicht. Ich habe mich dann mit dem Nahverkehr nach Tokyo durchgeschlagen und bin dann einfach noch einmal mit dem Shinkansen ca. 300 km nach Norden rausgefahren, da es noch zu früh war , um schon zum Hostel zu fahren. Die Fahrt nach Koriyama war insbesondere in der 2. Hälfte ganz nett, denn als die Tokyoter Vororte nach langer Fahrt endlich hinter uns gelassen waren, konnte man lange Zeit die Aussicht auf die parallel verlaufende Gebirgskette genießen. Nun bin ich zurück in Tokyo und gleich geht es dann auf die fast letzte Etappe auf japanischem Boden, denn die letzte Nacht werde ich im Narita Airport Hostel in unmittelbarer Nähe des Flughafens verbringen. Ich konnte allerdings gerade nicht der Versuchung widerstehen, noch einmal ein paar Schritte vor die Bahnhofstür zu setzen um noch ein letztes Mal den faszinierenden Blick auf die unzähligen Lichter der Tokyoter Skyline zu genießen. Nun ist es dann aber gleich wirklich soweit, denn es wird gerade ziemlich frisch und ich muss mein Gepäck nachher noch flugzeugtauglich packen. Zur Belohnung und als Trost, dass der Urlaub vorbei ist, und ich mich wieder an unbeheizte Klobrillen gewöhnen muss, gibt es dann morgen 13 Stunden Sonnenschein garantiert. Nun aber Sayonara Tokyo. Und Euch lieben Lesern ein letztes Mal Gute Nacht aus Japan.
28.10.10, 11:58 Ortszeit, Lounge von K's House Mt Fuji, Kawaguchiko
Pfuideibel, was für ein Sauwetter. Dauerregen, Wolken vielleicht 200-300 m über Grund, und vom Fujisan nix zu sehen. Anscheinend ist dieser Berg Kielern grundsätzlich nicht wohlgesonnen.
Immerhin kann man sich so schon einmal allmählich wieder auf Kiel einstellen, denn mittlerweile sind es schon weniger als 2 Tage bis zum Rückflug – so Chaba will. Es sieht allerdings so aus, als ob ich dieses Wetterspektakel um wenige Stunden verpassen sollte, denn die Vorhersage der Japan Meteorological Agency sagt, dass Chabas Ausläfer das Gebiet um Tokio wohl am Samstagnachmittag erreichen werden, vermutlich wird Narita Airport wohl am Vormittag noch offen sein.
Ansonsten gibt es bisher heute nicht viel zu berichten. Habe mich gerade durch den Regen zum Kreditkartentauglichen Geldautomaten durchgekämpft (hier ist es leider nicht selbstverständlich, dass jeder Automat einem Geld gibt, da viele nur mit japanischen Karten funktionieren) und hoffe, dass die 5000 Yen bis zum Ende reichen. Danach habe mich dann beim Ogino-Supermarkt ums Eck mit Frühstück versorgt. Dabei habe ich festgestellt, dass das Verlangen nach einem Schwarzbrot mit Salami mittlerweile – das sehr leckere und gesunde japanische Essen in allen Ehren – kaum noch zu unterdrücken ist. Leider war – obwohl der Ogino in etwa die Gröe des Ultra-Sky hatte – außer sehr weichem Toastbroat nichts zu bekommen. Somit muss das wohl warten, aber damit hat man zumindest eine weitere Sache, auf die man sich zu Hause freuen kann. Wenn ich mal groß bin und es mit der Wissenschaft nicht klappen sollte, mache ich einen Schwarzbrotexport auf und verkaufe Backwerk an danach lächzende nordeuropäische Backpacker, die sicherlich nach einigen Monaten Round-the-World-Trip bereit sind, jeden erdenklichen Preis dafür auf den Tisch zu legen.
Neben Sonne und Schwarzbrot mangelt es hier im übrigen noch an einer weiteren Sache: Mülleimer. Es ist fast unmöglich, unterwegs anfallenden Abfall zeitnah zu entsorgen. Öffentliche Mülleimer, wie man sie bei uns quasi fast an jeder Ecke, in Parks, an Bushaltestellen oder auf Bahnhöfen findet, sind hier absolut unbekannt. Lediglich vor Supermärkten findet man eine beschränkte Auswahl an Entsorgungsmöglichkeiten, was dazu führt, dass man Müll immer erst ewig lange mit sich herumschleppt, bevor man ihn irgendwo los wird. Kurios ist weiterin die Mülltrennung, denn – und ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist – sie ist noch exzessiver als in Deutschland. Eine PET-Flasche zu entsorgen ist hier schon fast eine Tagesaufgabe, denn man muss fein säuberlich Flasche, Deckel und Etikett voneinander trennen, wobei das System sich gefühlt auch noch von Mülleimer zu Mülleimer unterscheidet.
Nun aber erstmal genug von japanischen Kuriositäten und nochmal ein paar Schritte hinaus in den Regen gewagt.
27.10.10, 21:39 Ortszeit, K's House Mt. Fuji, Kawaguchiko
Menschen! Richtige Menschen!!! Aber von vorn:
Der Tag begann ziemlich frisch. Als Toshi mich um kurz nach 10 zum Bahnhof Kamishiro kutschiert hat, hingen die Wolken nur wenige hundert Meter über der Talsohle und verwährten die Sicht auf die Gipfel. Ab ca. 1000 m ü. NN (Kamishiro liegt auf etwa 800 m) lag etwas Schnee. Mit der Bimmelbahn ging es etwa 1 1/2 Stunden hinab nach Matsumoto. Dort habe ich die Burg besichtigt und einmal das Prinzip der hier sehr verbreiteten "Goodwill Guides" ausprobiert. Hierbei handelt es sich vorwiegend um ältere Leute, vermutlich Rentner, die ihre Freizeit sinnvoll gestalten möchten und – soweit ich weiß auf ehrenamtlicher Basis – Touristen die Stadt oder irgendwelche Sehenswürdigkeiten zeigen. Ich hatte eine ältere Frau, die ganz passabel Englisch sprach und über ein sehr umfangreiches Wissen über die Burganlage verfügte. Und diese Privatführung hat mich nicht einen einzigen Yen gekostet. Die wollen noch nicht mal Trinkgeld, sondern sind mehr oder weniger noch dankbar, dass sie einem die Burg zeigen "durften". Eine super Sache, die man in Deutschland auch mal einführen sollte, dann müssten sich die alten Leute auch nicht mehr vor lauter Langeweile über Krach auf dem Kinderspielplatz aufregen. Bei der Burg selber handelt es sich um einen 6-geschossigen Holzturm aus dem frühen 16. Jhdt.. Holz deshalb, weil es deutlich Erdbebenresistenter ist als die bei uns üblichen Steinfestungen. Dafür ist Feuer natürlich ein Problem, was aber andererseits auch Vorteile bietet: Man kann die Festung als letzten Ausweg einfach selber abfackeln, um zu verhindern, dass sie nach dem eigenen Ableben – das in enstsprechender Sitation sehr zeitnah sein wird – in Feindeshand fällt.
Nach dieser kurzen Geschichtsstunde ließ ich mich dann um 15:07 in einen Sessel im Limited Express nach Kofu fallen. Dieser Zug ist bisher eigentlich das netteste, mit dem ich gefahren bin. Hält nicht überall, ist einigermaßen fix unterwegs, die 10-teiligen Triebwagen sind modern, komfortabel, mit seeeehr vierirdisch fort. Während der Fahrt reißt die Wolkendecke zum Glück dann gegen Abl Beinfreiheit (damit ausreichend Platz ist, um alle Sitze in die jeweilige Fahrtrichtung zu drehen), und im Gegensatz zu den Shinkansen bewegt man sich nicht permanent unterirdisch fort. Während der Fahrt riss die Wolkendecke zum Glück dann gegen Abend noch etwas auf, so dass ich die wirklich sehr schöne Gebirgslandschaft der japanischen Alpen noch etwas genießen konnte. Leider wurde es dann aber bald dunkel, ein kurzer Blick auf den Fujisan war mir aber aus der Ferne in der Abenddämmerung noch vergönnt. Die Spitze war immernoch in Wolken, bis ca. 3000m schien es aber halbwegs klar zu sein. Mal sehen, was der morgige Tag in dieser Hinsicht bringt. In Kofu stieg ich dann nach etwas Aufenthalt in einen weiteren Limited Express nach Otsuki um, von wo es dann mit der Fuji-Bimmelbahn noch etwa eine Stunde hinauf nach Kawaguchiko ging. Dort checkte ich in K's House Mt. Fuji ein. Das Hostel bietet den gewohnt hohen K's House-Standard, auch wenn hier wie in Tokio, jedoch im Gegensatz zu Hakuba, die Geräschprinzessin fehlt. Sitztemperatur- und Strahlhärteregulierung sind jedoch vorhanden. Das wichigste aber: Ich habe Zimmermitbewohner und auch in der Lounge sind gerade noch Leute außer mir, was nach 3 Nächten ohne Mitbewohner mal wieder eine nette Abwechslung ist. Meine Zimmermitbewohner habe ich noch nicht kennen gelernt, aber mal schauen, ob die gleich da sind.
26.10.10, 20:42 Ortszeit, K's House Hakuba Alps, Kamishiro, Hakuba
Zurück vom wilden Ritt auf Harakiri und somit zur Tageszusammenfassung für die letzten 2 Tage, nachdem ich gestern ein wenig schlampig war:
Der gestrige Tag begann im Speisesaal des Shimaya mit einem zwar mit 1300 Yen nicht ganz billigen, aber durchaus preiswerten, da exzellenten Frühstücks im japanischen Stil. Anschließend stand der obligatorische Besuch des Yudanaka Snow Monkey Parks an. Ich kam dabei in den Genuss des exzellenten Service des Shimayas, denn ich bekam einen privaten Shuttleservice durch den Ryokanbesitzer bis in die Nähe des Parks. Vom Parkplatz waren es noch eine kurze Wanderung bis zum Eingang des Parks. Dort wurden dann enorme Mengen an Bildern von badenden Rotgesichtsmakaken geschossen. Obwohl der Park nicht groß ist, und im wesentlichen aus einem Onsen und ein bißchen drumherum besteht, habe ich es geschafft, mich fast 3 Stunden dort aufzuhalten. Anschließend bin ich die ca. 6 km zum Ryokan zurück gewandert. Dabei ging es durch einige Onsen-Orte talaufwärts von Yudanaka, die mit ihren leicht verbauten älteren Häusern einen sehr authentischen Eindruck erweckten. Am Abend war ich in meinem offiziell als 4-Bett-Dorm deklarierten ca. 8 Tantamimatten großen Zimmer immernoch der einzige, was mir allmählich anfing auf den Senkel zu gehen. Damit nicht genug, stellte sich auch noch heraus, dass mein ursprünglicher Plan nach Norikura oder Kamikochi - etwa 50 km westlich Naganos - hoch zu fahren, daran scheiterte, dass die Busverbindungen genauso rar und teuer sind, wie die Unterünfte dort. Da ich ein wenig die Befürhtung hatte, dass es dort oben in den hochgelegenen Bergdörfern auch zu dieser Jahreszeit ziemlich ausgestorben ist, und ich schlimmstenfalls dann dort allein und abgeschnitten vom Internet festhänge, begrub ich den Plan, fand aber zunächst auch keine wirkliche Alternatve, denn schon wieder nach Tokio zurück fahren wollte ich auch irgendwie nicht. Die Lage schien zunächst etwas Aussichtslos, bis ich irgendwann am späteren Abend auf die glorreiche Idee kam, einfach mal auf der Website der Hostelkette zu schauen, die das Hostel in Tokio sehr erfolgreich betrieb; und siehe da, sie haben auch Häser in Hakuba und am Fujisan. Somit steht der Plan für die nächsten Tage. Ich buchte somit schnell das Frühstück auf die unchristliche Zeit von 7 Uhr um, da ich auf der Website des Busunternehmens das die Strecke von Nagano nach Hakuba bedient festgestellt hatte, dass es eine Abfahrt um 20 nach neun ab Hakuba gibt, die nächste dann erst wieder kurz dem Mittag, was f¨r mich bedeutete, dass ich Yudanaka mit dem 7:46er Zug verlassen sollte. So geschah es heute morgen dann auch nach einem weiteren japanischen Frühstück. Die Bahnstrecke hinab nach Nagano erwies sich als landschaftlich reizvoller, als ich das beim hochfahren im Dunkeln vor zwei Tagen wahrgenommen hatte, und die Verbindung in Nagano klappt zuverlässig, so dass ich um etwa halb 11 in Hakuba eintraf. Leider hatte ich gestern die Anfahrtsbeschreibung nicht hinreichend sorgfältig genug studiert, so dass mir entgangen war, dass es sich bei dem in der Kartenskizze verzeichneten Bahnhof nicht um "Hakuba Hauptbahnhof", sondern um den Bahnhof eines ewas entfernten Ortsteis handelt. Somit komme ich nach so viel rumgesitze in Bus und Bahn dann auch noch zu etwas Bewegung. Angekommen in K's House Hakuba Alps in Kamishiro wurde dann nur ganz schnell Gepäck abgeladen, denn wie sich herausstellte, gab es [9 Stunden Schreibpause zwecks Schlaf] im Hostel Mountainbikes zu mieten, und in der Umgebung Berge, die erklomen werden wollten. Somit habe ich mich mit Nummer 4, das ab diesem Zeitpunkt auf den Namen "Harakiri" hörte, auf den Weg zu zwei nahegelegenen Seen gemacht. Dort angekommen, bot sich ein kleines Bergsträßlein an, dem ich irgendwie nicht widerstehen konnte, auch wenn Harakiri im Anstieg in Form von gelegentlichem Knacken im Tretlager etwas gemeckert hat. Wie sich herausstellte führte die Straße ca. 300-400 Höhenmeter hinauf in ein Skigebiet auf ca 1100m ü. NN. Leider kam die Sonne den Berggipfeln dann schon bedrohlich nahe, so dass ich mich trotz der oben zur Weiterfahrt sehr verlockenden Landschaft zur Umkehr entschied. Somit kam ich dann in den Genuss der Abfahrt, der allerdings noch mehr genuss gewesen wäre,wenn Harakiris Steuersatz etwas weniger ausgenudelt gewesen wäre und seine Bremsen etwas direkter angesprochen hätten. Anschließend ging es dann noch kurz in den Hauptort um dort für Abendessen zu sorgen und Postkarten und Souvenirs zu kaufen, so wie der Olympia-Skisprungschanze einen kurzen Besuch abzustatten. Nun ist es halb 10 Uhr morgens und ich muss mal zusehen, dass ich meine Wäsche aus dem Trockner in den Rucksack bekomme, denn in einer knappen Stunde fährt mein Zug richtung Matsumoto ab.
26.10.10, 13:00 Ortszeit, K's House Hakuba Alps, Kamishiro, Hakuba
Endlich hat die lange Durststrecke ein Ende! Ich habe einen Fahrradschlüssel!!!
24.10.10, 22:28 Ortszeit, Shimaya Ryokan, Yudanaka, Präfektur Nagano
Verdammt, ich habe Hautkrebs. Ein lebendes Ganzkörpermelanom. Nach dem Besuch des Ryokan-eigenen Onsens, weiß ich nun glaube ich, wie sich ein Hummer fühlt, wenn man ihn lebend kocht. Ich bin zwar zu Hause in der Sauna potentiell eher Obensitzer, aber so ein japanisches Bad ist trotzdem definitiv kein Zuckerschlecken, wenn auch im Nachhinein ziemlich entspannend. Aber nun genug des Gejammers und zur Zusammenfassung des Tages:
Am morgen habe ich aus K's House ausgecheckt und mich mit der Oeno-Line der Tokioter Metro zum Bahnhof Ueno begeben. Tief in dessen Katakomben habe ich den 11:30er Shinkansen Richtung Nagano bestiegen. Nachdem dieser nach wenigen Kilometern den Citytunnel verlassen hat, geht es schon bald mit mutmaßlich deutlich über 200 km/h auf aufgeständerter Trasse durch die endlosen Auswucherungen des urbanen Monstrums. Trotz der enormen Geschwindigkeit dauert es über eine halbe Stunde, bis sich endlich auch mal hier und dort ein paar Felder zwischen die Häser mischen. Leider bleibt nicht viel Zeit die Spuren von Natur zu genießen, denn schon bald sind die letzten Ausläfer der Berge erreicht, und somit verschwindet die Shinkansentrasse im Tunnel. Die verbleibenden 150 km bis Nagano werden mehr oder weniger komplett unterirdisch zurück gelegt, was das ganze zwar wahnsinnig schnell macht (230 km von Tokio nach Nagano in nur etwas über einer Stunde), aber nicht gerade besonders attraktiv. In Nagano angekommen, lasse ich es mir nicht nehmen, meinen mal wieder total überladenen Rucksack die 2,5 km vom Bahnhof zum Zenkoji-Tempel aus dem 7. Jhdt. zu schleppen. Am Abend falle ich dann ziemlich erschöpft in die Bank des Bummelzugs nach Yudanaka, der von mir abgesehen ausschließlich mit Einheimischen besetzt ist. Um kurz nach sechs erreicht der Zug nach einer guten Stunde Fahrtzeit seinen Ziel- und Endbahnhof. Es regnet, Der Ort wirkt wie ausgestorben, und erst beim zweiten vorbeilaufen finde ich das von mir zuvor reservierte Ryokan. Als ich meine Schuhe am Eingang geparkt habe, mein Nachtlager auf den Tantamimatten am Boden bezogen und einen grünen Tee getrunken habe, habe ich das Gefül, richtig in Japan angekommen zu sein. Ein Abendessen aus dem örtlichen Lawson-Markt mit einem leckeren Asahi runden den Abend ab, bevor es zu obigen Kontakt mit Thermalwasser kommt.
23.10.10, 19:12 Ortszeit, zunächst Dachterasse, später Zimmer 34 von K's House, Karamae, Tokyo
Kurze Pause, frische Akkus für die Kamera holen und kurz mit Sushi und einem Bierchen auf der Dachterasse des Hostels stärken. Heute war bzw. ist Sightseeing in Tokio angesagt. Der Tag begann mit einem Frühstück an der Crown Prince's Wedding Fountain am Rand der Kaiserlichen Gärten im Zentrum Tokios. Eigentlich war geplant, dort die anderen Kieler zu treffen, doch aufgrund eines durch hier wegen eines anderen Systems als in Europa fehlenden Mobilfunkzugangs haben wir uns um eine Viertelstunde verpasst. Somit habe ich mein Sightseeingprogramm heute allein absolviert, was aber auch nicht weiter schlimm war. Nach dem Frühstück habe ich mir zunächst die Gärten um den Kaiserpalast angeschaut. Es war schon sehr beeindruckend, denn vor dem Tor findet man sich in mitten ca. 15-stöckiger Hochhäuser wieder; passiert man jedoch die Pforte, so ist man unmittelbar in einer grünen Oase, scheinbar fernab des Trubels der Großstadt. In einigen Ecken des Parks könnte man sich gar vorstellen, irgendwo in einem Wald, fernab der Zivilisation zu sein. Wieder zurück im Getümmel ging es dann mit der Ubahn nach Shinjuku. Das Ubahn-Netz, für das ich heute eine Tageskarte habe, ist super ausgebaut, trotz der Vielzahl an Linien und Haltestellen sehr einfach zu benutzen und sehr effektiv. Mit einmaligem Umsteigen kam ich kurze Zeit später am Bahnhof Shinjuku an, mit ca. 4 Millionen Reisenden pro Tag der größte Bahnhof der Welt. (zum Vergleich: der meist frequentierte Bahnhof Deutschlands, Hamburg Hbf, bringt es auf ca. 450.000 Reisende). Mein Reiseführer sagt, dass Shinjuku in der Rush Hour 500 Leute pro Sekunde in Züge ein- oder aussteigen. In dem vor Wolkenkratzern nur so wimmelnden Stadteil, habe ich dann per Expesslift den 45. Stock des Rathauses erklommen. Von der dortigen kostenlosen Aussichtsetage hat man eine imposante Aussicht über die gigantische Stadt. Anschließend brachte mich dann die Ubahn mit einmaligem Umsteigen nach Sendaqi, wo sich ein absoluter Kontrast zu den Hochhäusern in Shinjuku bot: kleine 2-geschossige Altbauten in engen Gassen, kaum motorisierter Verkehr, zum Teil himmlische Ruhe. Eher könnte man denken man sei in irgendeiner Kleinstadt, denn mitten in einer 30 Millionen Einwohner zählenden Megacity. Generell fällt auf, dass sich die Probleme mit motorisiertem Individualverkehr hier in erträglicheren Grenzen halten, als man das bei der Größe der Stadt erwarten würde. Auf den Hauptstraßen brummt es zwar schon ganz gut, Staus habe ich auf den inerstädtischen Verbindungen bisher aber noch keine gesehen und in den Seitengassen zwischen den Hauptachsen trifft man kaum Autos. Der Tokioter scheint etwas intelligenter zu sein, als der geneigte Mitteleuropäer und somit zu erkennen, dass es totaler Unfug ist, wertvollen innerstädtischen Raum (Tokio hat weltweit die höchsten Quadratmeterpreise) für Parkfläche zu verwenden und benutzt somit die Metro. Außerdem trifft man einen recht hohen Anteil an höherwertigen Renn- oder Fitnessrädern an, was die Stadt zusätzlich sympathisch macht. Der Wohnraum hat zwar zum Teil ein bißchen was von Legebatterie, dazwischen finden sich aber eine erfreulich hohe Zahl an Parks, in denen man mal kurz ins Grüne fliehen kann.
Am Bahnhof Ueno holte mich dann wieder die Zivilisation ein. Nachdem ich die Gelegenheit genutz habe, meinen von zu Hause online gekauften Gutschein in einen 3-Tage Flexi Pass für das Netz von East Japan Railways einzutauschen, ging es durch von bunten Neonleuchtreklamen gesämte Fußgängerzonen und ruhige Seitenstraßen zurück zum Hostel. Nachdem das Abendessen nun nebenbei vollendet ist, werde ich mich gleich nochmal per Ubahn auf den Weg nach Ripongi Hills machen, einem angeblich ziemlich gigantischen Konsumtempel. Morgen früh werde ich mir dann einen Tagesstempel in meinen JR East Pass hauen lassen und mich per Shinkansen hinaus in die Berge begeben.
22.10.10, 19:18 Ortszeit, K's House Backpacker Hostel, Karamae, Tokyo
Nachdem es gestern bei Harvest Festival ein sehr nettes Grillbuffet mit anschließendem Bingo (einer guten Gelegenheit japanische Zahlen zu lernen. Allerdings spielt man hier die Hightechversion mit Computergenerierten Pseudozufallszahlen, statt einem Sack mit Losen drin) sowie ein paar Bier und Sake gab, habe ich heute morgen aus dem Tokoyo Inn ausgecheckt und bin dann nochmal samt Gepäck mit der S-Bahn von Kannai Station raus nach Shin-Sugita im Süden Yokohamas gefahren, um einen weiteren Tag bei JAMSTEC zu verbringen. Heute morgen habe ich im Arbeitsgruppentreffen von Akiras Gruppe nochmal meine Ergebnisse vorgestellt und diskutiert, danach gab es ein weiteres leckers Essen in der JAMSTEC-Kantine, die mit der von zu Hause gewohnten ohne weiteres mithalten kann, bzw. sogar eine ganze Ecke besser ist. Total lustig ist, dass die uniformierten Pförtner von JAMSTEC grundsätzlich salutieren, wenn man seinen Dienstausweis zeigend das Tor passiert, denn JAMSTEC ist eine Regierungsorganisation. Das einzig wirklich gewöhnungsbedürftige sind wirklich die riesigen Großraumbüros (Juhu, 40 Leute in einem Raum, eingepfercht in winzige 1,50m hoch umwandete Quadrate. Sowas kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen).
Nach einer weiteren kurzen Besprechung nach dem Essen und dem erfolglosen Versuch, das Abendprogramm mit dem Rest der Truppe (bereits in Tokyo residierend) zu koordinieren, nachdem der ursprünglich angesetzte Besuch einer Karaokebar ins Wasser gefallen ist, habe ich mich dann gegen 16 Uhr von den japanischen Kollegen verabschiedet, um mich dann zum Bahnhof Sugita zu begeben und mit der Express-S-Bahn über Yokohama nach Tokio zu fahren. Es ist der absolute Wahnsinn. Eine gute halbe Stunde ging es circa 35 km durch dichstbesiedeltes Gebiet. Kaum eine Lücke, kaum eine freie Fläche, kaum Vegetation. Nur Häser, mal kleine 2-geschossige, dicht auf dicht gebaut, dann wieder ein Zentrum mit enorm großen Hochhäsern oder Wohnblocks. Städte wie Hamburg oder Berlin wirken gegen dies wie ein winziges Provinzkaff. Es gelang mir dann auch relativ einfach, mich zur Metrostation Karamae durchzuschlagen, die direkt um die Ecke von meinem Hostel liegt. Hierbei handelt es sich um ein kleines 4-geschossiges Haus in einer ruhigen Seitengasse. Wieder einmal hat mich das Onlinebuchungsportal meines Vertrauens in ein absolutes Top-Hostel geleitet. Es ist pikobello gepflegt, es gibt freies Internet, eine gemütliche Lobby mit Küche, das Personal ist super freundlich und angeblich soll es laut Aufzugbeschriftung sogar eine noch ungesehene Dachterrasse geben. Aber nun genug fürs erste, runter von der Tantamimatte und rein ins Großstadtgetümmel. Um die Ecke soll es ein Touristenviertel mit Souvenirshops und einem Schrein geben. Das will erkundet werden und für den Rest werde ich mich einfach durchs endlose Häusermeer treiben lassen.
21.10.10, 14:34 Ortszeit, Japan Agency for Marine Earth-Science and Technology, Yokohama
Juhu! Seit heute morgen habe ich einen Original japanischen Arbeitsplatz im Großraumbüro, mit eigenem Schreibtisch und eigenem Edbebenschutzhelm. Vorhin nach dem Mittagessen durfte ich einen Blick auf den Earth Simulator werfen, und ich muss sagen, wenn ich irgendwann mal ausreichend Platz in meinem Haus hab (also den Raum einer durchschnittlichen Fabrikhalle), dann möchte ich so etwas auch haben ;-) .
Ansonsten hatte ich heute morgen und am frühen Nachmittag ein sehr ergiebiges Treffen mit 3 Kollegen von JAMSTEC, bei dem wir die nästen geplanten Arbeitsschritte koordiniert und die Ergebnisse des Workshops noch einmal etwas detailierter diskutiert haben. Heute abend steht dann das "Harvest Festival" an.
20.10.10, 20:30 Ortszeit, The Toyoko Inn, Yokohama
Wider Erwarten konnte ich mich ohne Probleme zum Hotel durchschlagen, denn zum Glück ist sobald man irgendwo allzu planlos rumsteht immer sehr schnell ein sehr hilfsbereiter Japaner zur Stelle, und auch wenn es mit der Kommunikation in Englisch manchmal ein bißchen hapert, klappt es mit Händen, Füßen und einem Stück Papier zum aufmalen eigentlich immer total prima.
Der Tag heute war ziemlich spannend, es stand das offizielle Freizeitprogramm zum Abschluss des Workshops an. Somit ging es zuerst zur Olympiaskisprungschanze, von deren Aussichtsplattform man einen sehr schönen Blick über Sapporo genießen konnte. Anschließend wurde ein Schrein besichtigt. Sehr putzig war, dass gerade sehr viele Familien mit Kindern da waren, die mit 3, 5 und 7 Jahren zu einer Art Taufe in den Schrein kommen. Das war total süss, da die Kleinen dafür einen besonders schicken Kimono bekommen. Wir haben dann noch so eine Art Los-Orakel nach unserer Zukunft befragt, und ich weiß nun, dass ich bald heiraten werde. Da das letzte Orakel in diesem Punkt ziemlich treffsicher war, nehme ich diese Information sehr ernst. Nach der Schreinbesichtigung gab es dann in der Nähe noch rohen Thunfisch auf Reis zum Mittag, bevor uns der Bus dann zurück zum Chitose Airport gebracht hat. Gegen 15:30 haben wir Hokkaido mit All Nippon Airways Flug 68 verlassen, um etwa eine gute Stunde später in Tokio-Haneda zu landen. Der Flug war sehr nett, und der Anflug auf Haneda total klasse, weil die Landebahn direkt am Hafenbecken beginnt, und unsere Boeing 777-200 mit einer dieser lustigen Kameras am Bug ausgestattet war, so dass man das ganze quasi aus der Pilotenperspektive mitverfolgen konnte.
Nachdem ich mich von den anderen verabschiedet hatte, habe ich mich dann mit den Vorortzügen zum Tokoyo Inn aufgemacht. Die waren ziemlich voll, aber es ging trotz Gepäck eigentlich noch ziemlich gut. Im Vergleich zum auch schon immerin eine halbe Million Einwohner zählenden Sapporo ist es hier der reinste Moloch. Unmengen an Menschen, Hochhäuser und jede Menge Trubel. Da mir nach dem ganzen Gereise heute gerade ganz schön der Magen knurrt, werde ich mich nun nochmal auf die Suche nach essbarem machen und dann noch in einem kurzen Abendspaziergang das Großstadtleben erkunden.
20.10.10, 17:54 Ortszeit, Keyko-Linie, auf der Fahrt von Haneda Airport nach Yokohama
Kumban wa von Honshu! Der Flug nach Tokyo ist geschafft, und seit dem Flughafen bin ich nun auf mich allein gestellt, denn während die anderen in einem Hotel in Tokio übernachten, fahre ich direkt zu meiner Unterkunft in Yokohama, da ich im Gegesatz zum Rest der Gruppe 2 Tage die Japan Agency for Marine Atmospheric Sciences and Technology - im Folgenden JAMSTEC - besuchen werde. Um ehrlich zu sein, hab ich noch keine Ahnung, wo genau mein Hotel in Yokohama ist, aber das habe ich, um unnötige Sorgen unnötige Sorgen unter den Mitreisenden zu vermeiden, gerade mal lieber nicht zu laut gesagt. Da ich immerhin schonmal im Richtigen Zug zu sitzen scheine (der gerade ganz schön voll wird), bin ich optimistisch, dass ich das Tokoyo Inn schon irgendwie finden werde :-D. Bis nachher aus dem Hotel!
19.10.10, 23:48 Ortszeit, The Sapporo Aspen Hotel, Sapporo
Das Essen in dem Izakaya war in der Tat sehr gut, wenn auch mit etwas weniger Anbindung an die Einheimischen als gestern und dafür in etwas gehobenerem Ambiente. Es gab wieder eine sehr reichhaltige Auswahl an Rohem aus dem Meer, dazu Reis, diverse Sorten an Gemüse, und natürlich ein bißchen Sake.
Ein letztes Mal eine Gute Nacht aus Sapporo, denn unser Workshop hier ist heute nach zwei sehr arbeits- aber auch ergebnisreichen Tagen zuende gegangen. Morgen steht dann mit Besichtigung des Hokkaido'schen Wintersportmuseums und eines Schreins etwas Kultur auf der Agenda, bevor es dann am Nachmittag gen Flughafen Neu-Chitose und dann weiter nach Yokohama geht, wo ich hoffe, in den nächsten Tagen noch etwas über hochauflösende gekoppelte Ozean-Atmosphärenmodellierung zu erfahren.
19.10.10, 18:48 Ortszeit, The Sapporo Aspen Hotel, Sapporo
Gerade auf dem Sprung zum Abendessen in einem angeblich sehr guten Izakaya.
19.10.10, 13:10 Ortszeit, Faculty House Trillian, Hokkaido University, Sapporo
Mittagspause. Das Mensaessen war wirklich lecker und mein Vortrag liegt schon in der Vergangenheit, denn ich durfte heute morgen als erster ans Werk.
Gestern ging es zum Abendessen noch einmal in den Sapporo Bier Garten, dieses Mal gab es den "Lamm Dschingis Khan", eine Spezialität Hokkaidos. Das Fleisch wurde roh an den Tisch geliefert und dann dort in einer Pfanne gebraten. Dazu gab es wie üblich Reis, eine reichhaltige Auswahl an Fisch, Kraken, Garnelen und anderen Meeresspezialitäten, Kürbis, und natürlich das ein oder andere Sapporo Classic. Auf dem Rückweg wurde dann noch ein Zwischenstopp an einer landestypischen Bar eingelegt, an der es noch richtig japanisch zuging. Nachdem die Schuhe am Eingang geparkt waren und wir uns auf den Sitzmatten am Boden plaziert hatten, wurde dann – trotz unserer schon gut gefüllten Mägen – noch eine Art zweites Abendessen eingenommen, wobei auffiel, dass die kleinen Rächerfische, die serviert wurden, in Aussehen und Geschmack Kieler Sprotten sehr nahe kamen. Nun ist es 13:30 und somit geht es jetzt mit Jin's Vortrag weiter.
18.10.10, 15:11 Ortszeit (Kaffeepause), Faculty House Trillian, Hokkaido University, Sapporo
Verdammt, da kommt doch gerade die große Nachmittagsmüdigkeit vorbei und zieht mir einen mit dem Holzhammer über den Schädel. Da mir das zu dieser Uhrzeit in Kiel auch gerne mal passiert, betrachte ich das einfach mal als untrügliches Zeichen, dass ich nun endgültig auf die japanische Zeitzone umgestellt bin.
17.10.10, ca. 22:00 Uhr Ortszeit, The Sapporo Aspen Hotel, Sapporo
*singing* "Bier her, Bier her, oder ich fall um... Mussi denn, mussi denn zuhum Stääädtele hinaus...". Diese (leider) sehr vertrauten Klänge sind nicht etwa auf unseren Alkoholpegel zurück zu führen, sondern wurden soeben wahrhaftig im Beschallungsprogramm des "Sapporo Bier Garten" vernommen. Glücklicherweise haben die Japaner aber nicht nur diese etwas zweifelhafte Musik aus dem fernen Deutschland importiert, sondern – wie im angegliederten Biermuseum zu erfahren war – auch die hohe Kunst des Brauens, und so handelte es sich bei dem von uns präferierten Classic um ein durchaus schmackhaftes Gebräu. Sehr sympathisch waren auch die japanischen Mengenvorstellungen: "small" (500 ml), "midium" (830ml) und "large" (1 Liter).
Deutlich authentischer ging es einige Stunden zuvor beim Mittagessen zu, das am Förderband einer Sushibar serviert wurde. Die 40 Minuten Wartezeit bis wir dort einen Tisch bekamen, haben sich somit durchaus gelohnt.
17.10.10, ca. 12:00 Uhr Ortszeit, The Sapporo Aspen Hotel, Sapporo
Dieses Hotel, das die japanischen Kollegen für uns ausgesucht haben, ist wirklich toll! Ich hatte gestern einen Origami-Kranich auf meinem Nachttisch und das Früstücksbuffet heute morgen war eine hervorragende Mischung aus westlichen und japanischen Komponenten. Ich hatte unter anderem Miso-Suppe mit Reis. Sehr lecker! Meine Präsentation für Dienstag ist nun auch mehr oder weniger fertig geworden und nun werde ich mal ein wenig auf eigene Faust die nähere Umgebung erkunden. Auch voll toll ist, dass man hier wirklich ständig freundlich angelächelt wird. Da lächelt man doch voll gerne ebenso freundlich zurück :-). Heute abend geht es dann wahrscheinlich in die Brauerei und ins angegliederte Biermuseum, eine der Hauptattraktionen Sapporos - und ein bißchen Kultur muss ja schließlig auch sein ;-).
16.10.10, ca. 22:00 Uhr Ortszeit, The Sapporo Aspen Hotel, Sapporo
Juhu! Mein Hotelklo hat eine Podusche!
16.10.10, 16:42 Uhr Ortszeit, Domestic Departure Lobby, Narita Airport, Tokyo
Konnichi wa aus Japan! Die Einreise ist geschafft, und bei derart freundlich lächelndem Grenzpersonal lässt man sich doch auch gerne Fingerabdrücke abnehmen und die Körpertemperatur (!!!) per Infrarotscanner ermitteln. Nun haben wir noch laaaaaaange Zeit, bis um 19 Uhr der Anschlussflug nach Sapporo abhebt.
16.10.10, 14:11 Uhr Ortszeit, Luftraum über der japanischen See
Juhu! Weniger als eine Stunde, dann ist es volbracht! 9326 Kilometer sind geschafft,nur noch 196 liegen vor uns und so allmählich bereitet man uns mental auf das Verlassen der Reiseflughöhe vor. Die Nacht war kurz und irgendwie nicht so wirklich geruhsam. Zum Glück ist die nächste bereits gar nicht mehr so fern und diese verspricht immerhin ein (hoffentlich bequemes) Hotelbett! Einer unserer Mitreisenden (Kenner der Szene dürfen an dieser Stelle raten wer es war) hat schon rausgefunden, dass es ganz in der Nähe des Sapporo Aspen Hotels einen Biergarten gibt. Wir sind also perfekt vorbereitet! Das Früstück war irgendwie ziemlich westlich und nicht so besonders. Aber dieser grüne Tee ist wirklich in Ordnung. Die Durchsage kündigte soeben an, dass es am Flughafen Tokyo-Narita heiter und angenehme 23 Grad warm ist. Geradezu heiß im Vergleich zu den minus 48 Grad Aussentemperatur hier oben am Unterrand der Stratosphäre. Irgendwie habe ich keine Lust gleich 3 1/2 Stunden auf dem Tokyoer Flughafen zu sitzen, um dann noch einmal in ein Flugzeug zu steigen. Naja, sind ja nur noch 1 1/2 Stunden Flugzeit von Narita nach Sapporo-Chitose. Bis später von Hokkaido!
P.S.: Pünktlich zum Ende dieses Eintrags haben wir soeben wenige Kilometer nordöstlich von Niigata die japanische Küste erreicht und mit dem Sinkflug begonnen :-) .
16.10.10, 2:35 Uhr Ortszeit, Luftraum über Sibirien, nördlich Ekatarinburg
Huhu aus der sibirischen Tundra! Nach einem schönen Sonnenuntergang im Anflug auf München, bei dem die Berge der österreichischen Alpen eindrucksvoll in der Ferne aus der tiefhängenden Stratocumulusdecke empor luckten, befinden wir uns nun an Bord von All Nippon Airways Flug 208 und düsen der Sonne entgegen. Für das Abendessen haben die Stewardessen sich etwas ganz gemeines einfallen lassen: Spaghetti mit Garnelen und Tintenfisch! War zwar für Flugzeugessen erstaunlich lecker, aber als Einstieg in die Welt des Mit-Stäbchen-Essens schon ganz schön anspruchsvoll. Anspruchsvoll ist auch das bloggen gerade, denn der Platz zwischen zwei Flugzeugsitzen ist irgendwie doch ganz schön eng, wenn man ihn sich mit einem Notebook teilen muss. Darum erstmal genug für heute, denn die Karte meines Bordentertainmentsystems sagt außerdem auch, dass es in Tokio schon ganz schön hell ist und ein paar Stunden Schlaf vor dem Frühstück wären glaube ich doch ganz nett.