Tag 18, 23.08.2012: Voss/Tvinne – Geofysisk Institut, Universitetet i Bergen
gefahrene km (Tag): 93,96     | gefahrene km (ges.): 1610,03     |
Fahrzeit: 4:48h     | ø Geschw.: 19,5 km/h     |
Höhenmeter: 1016     | max. Geschw.: 49,5 km/h     |
ø Steigung: 3%     | max. Steigung: 17%     |
Übernachtung (Zielort):  | Bei Steffi in Bergen     |
Wetter:  | Heiter bis bedeckt. Schwach windig. 20°C     |
Immerhin: Das Wetter ist über Nacht besser geworden. Hin und wieder ist sogar etwas blauer Himmel zu sehen. Sehr bald nach Aufbruch erreiche ich Voss. Bis vor einer Woche, hätte ich nicht gedacht, dass ich ein 13.000-Einwohner-Ort einmal als derart urban empfinden würde. Seit Kongsberg – also seit gut 700 Kilometern – ist es allerdings das erste Mal, dass es eine Siedlung mal wieder auf über einige Hundert Einwohner schafft und somit stellt eine kleine "Einkaufsstraße" schon eine gewisse Sensation dar. Nachdem ich kurz dem Konsumrausch gefrönt habe und das trotz der Flipstüte immernoch bedrohlich erscheinende Vakuum in meinem Magen auffüllen konnte geht es weiter und schwupps ein Schild: "Bergen 99 km"! Ein Klacks also nur noch, wenn da nicht die Saboteure der Norwegischen Straßenbauverwaltung wären. Denn wie sich herausstellt gibt es auf der E16 noch einen Abschnitt, der mit gesperrten Tunnels gesegnet ist. Dummerweise gibt es wie sich herausstellt keine direkte Umfahrungsmöglichkeit. Genau genommen gibt es 2 Möglichkeiten: nördlich einen grooooooooßen Bogen fahren und ca. 60 Kilometer Umweg in Kauf nehmen; oder südlich einen nicht ganz so großen Umweg von 30 Kilometern wählen, und dabei einen 600m-Pass überwinden. Da beides mich mit ziemlicher Sicherheit um das heiß ersehnte kuschelige Bett am Abend bringen wird, beschließe ich Möglichkeit 3 zu nehmen und in Bulken Susie in den nächsten westwärtsgehenden Zug der NSB zu verladen. Ab Dale geht es dann zwar aus eigener Kraft weiter, aber ein bißchen ärgert mich es schon, dass die Tour damit den Makel bekommt, eigentlich nicht von Kiel nach Bergen gefahren zu sein, sondern von Kiel nach Bulken und von Dale nach Bergen gefahren zu sein. Ab Dale geht es dann auf gut ausgeschildertem Radweg weiter. Der Spaß dauert ziemlich genau 7 km. Dann irre ich durch die Dorfstraßen von Stanghelle und frage mich verzweifelt wo ich das nächste Schild übersehen habe. Nach einigen Minuten ziellosen Hin- und Herfahrens beschließe ich, dass es wahrscheinlich einfach kein nächstes Schild gibt. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als mein gelbes Leibchen wieder drüber zu ziehen und auf der E16 weiter zu fahren. Opencyclemap bestätigt mir später, dass es wohl auch einfach keine andere Möglichkeit gab. Ein bißchen unangenehm ist es schon, da mit kürzer werdender Distanz nach Bergen der Verkehr immer mehr zunimmt und vor allem weil die Strecke eine ganze Reihe unangenehm langer Tunnel beinhaltet. Der längste misst satte 2,8 Kilometer. Warum dieser freigegeben ist, die deutlich kürzeren zwischen Bulken und Dale jedoch gesperrt waren, erschließt sich meiner Logik nicht. Einen Straßentunnel zu passieren, ohne in einer schallisolierten Blechdose zu sitzen, ist eine interessante Erfahrung. Man stellt fest, dass Autos, die noch einige hundert Meter entfernt sind, sich auf einmal so anhören, als befänden sie sich schon unmittelbar hinter einem. Man stellt ferner fest, dass die Abluftgebläse einen unglaublichen Lärm machen. Ich bin extrem froh, dass Susie an ihrem Popo sehr viel rotes Licht produziert. Die letzten 30 km vor den Bergener Vororten verlaufen gefühlt etwas zur Hälfte unterirdisch. Zum Glück ist irgendwann Indre Arna erreicht. Von dort geht es dann zumindest oberirdisch weiter, wenn auch mit ziemlich lebhaftem Vorortverkehr. Um kurz nach 16 Uhr taucht das Geofysisk Institut der Universitet i Bergen in Fahrtrichtung auf, der endgültige Wiedereintrittspunkt in die Zivilisation. Dies würdige ich im Folgenden durch Anlegen eines frischen T-Shirts.
Während ich mich nun ein paar Tag lang der Wissenschaft verschreibe, bekommt Susie eine kleine Pause, bevor sie in ihre Einzelteile zerlegt und ins Flugzeug nach Kopenhagen verladen wird – im übrigen Ihr allererster Flug. Dort gibt es dann das Kontrastprogramm zum einsamen Fjell. Auch wenn die Berge ihr sichtlich Spaß gemacht haben, freut sie sich doch auch, wieder mit anderen Fahrrädern durch die Stadt düsen zu dürfen - insbesondere hier, in einer der fahrradfreundlichsten und fahrradbegeistertsten Metropolen der Welt. Und damit auch ich noch auf meine Kosten komme, gibt es zum Abschluss des Urlaubes noch Nilpferde.