Tag 4: Auf zum Gotthard
Der Tag beginnt mit Käse. Und Müsli. Im Trockenen. wie ungewohnt...
So gut gestärkt, ist es nun an der Zeit, nachdem ich gestern den Anstieg Altdorf-Andermatt gemogelt habe, sich mal ein bißchen sportlich zu betätigen. Schluss mit Kaffeefahrt, heute geht’s in die Berge. Zunächst behebe ich aber noch mein Ausrüstungsproglem und versorge mich in Andermatt in einem Laden mit dem Namen Bike&Snow mit zwei Paar gebirgstauglichen Bremsklötzen zu 15.- Sfr das Paar. Dann fahre ich noch ein Stück bergab. Die Schöllenenschlucht, etwas unterhalb von Andermatt, gilt als die spektakulärste Passage der Gotthardstrasse und wird somit noch besucht. Herr Teufel, der hier an der von ihm eigens für den Reiseverkehr geschaffenen Brücke desöfteren tätig sein soll, lässt sich nicht blicken und somit mache ich mich dann zunächst auf den Weg zurück nach Andermatt, wo ich im örtlichen Coop Proviant für den Anstieg erwerbe. Nachdem ich dann noch das örtliche Gotteshaus besucht habe, mache ich mich sodann auf zurück nach Hospental, passiere jedoch die Jugendherberge und biege am darauffolgenden Kreisverkehr auf die Gotthardbundesstrasse ab. 50 Meter später zeigt mein Neigungsmesser dann irgendetwas um 10% Steigung an, was mir nach einer Kehre und ein paar hundert Metern einen recht pittoresken Ausblick auf Hospental, die Jugendherberge und das Ursenertal beschert. Dann macht die Strasse einen Rechtsknick, passiert einen kurzen Tunnel und findet sich wenig später in einem breiten kargen Tal wieder, in dem es nun stetig bergauf geht. So strampelt ich ein ganzes Weilchen mit einer Geschwindigkeit von 10-15 km/h vor mir hin. Da die Urlaubszeit vorbei ist, lässt es sich auf der Bundesstrasse relativ entspannt fahren. Nachdem ich ca. 500 Höhenmeter absolviert habe passiere ich irgendwo die Sprachgrenze und kann die Bundesstrasse dann bei Höhenmeter 1900 verlassen und auf die Nebenstrecke abbiegen, die wohl die Vorgängerversion der gut ausgebauten neuen Trasse darstellt. Leider ist sie gekopfsteinpflastert. Es sind allerdings auch nur noch 200 Höhenmeter bis zur Passhöhe, das ganze ist also absehbar. Nach insgesamt ca. einer guten Stunde Fahrzeit seit Hospental, erreiche ich die Passhöhe. Wolkenschwaden ziehen über mich hinweg, und lösen sich dann kurz danach auf. Von Süden weht ein warmes Lüftchen hinauf. Da geht’s Richtung Italien. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto erreiche ein paar Meter hinter dem Pass einen kleinen See und eine kleine Anhäufung von Gebäuden. Das eine ist eine alte Herberge, in einem anderen ist ein sehenswertes Museum untergebracht. Dieses besuche ich und erhalte ausgiebige Informationen zur Geschichte des Passes.
Da mich die knapp 800 Höhenmeter von der Schöllenenschlucht zum Pass irgendwie noch nicht so richtig zufrieden stellen, mache ich dann über ein kleines an der Passhöhe abzweigendes Asphaltsträßchen noch einen Abstecher zum Lago di Sella, einem kleinen abgeschieden gelegenen Stausee auf 2300 m Höhe. Von dort geht es dann nach Rast auf der kleinen Staumauer noch einmal auf Schotter um den See rum, irgendwo dahinter endet dann die befahrbare Trasse. Dann geht’s zurück und nach einer kurzen Pause auf der Passhöhe in der ich meine Finger darauf vorbereite, dass ihnen gleich verdammt kalt werden wird - ich habe nämlich auf der Abfahrt vom See festgestellt, dass ich meine Handschuhe nicht eingepackt habe, mache ich mich auf den Weg zurück zu meiner Unterkunft. Ich entscheide mich diesmal schon ab der Passhöhe für die Bundesstrasse, da ich das Kopfsteinpflaster meinem Fahrrad nicht bei einer höheren Geschwindigkeit als beim hochfahren antun wollte. Außerdem ist eh wenig Verkehr und die Geschwindigkeitsdifferenz zum motorisierten Verkehr deutlich geringer als beim Hochfahren, so dass man deutlich weniger auf überholende Fahrzeuge achten muss. Mein Fahhradcomputer sagt, dass die Abfahrt ca. 12 Minuten dauert. Meinen Fingern hat's gereicht.
Abends spaziere ich dann nocheinmal die paar Stufen zur örtlichen Ruine hinauf, und genieße noch einmal den Ausblick über das Tal. weiter...