Tag 5: Von Phoenix über Jerome nach Flagstaff
Der Sonntag ist dann endlich mein erster richtiger Urlaubstag. Ich habe dazu gelernt und mich noch am Vortag an der Hotelrezeption das Flughafenshuttle des La Quinta Inn angemeldet, so dass ein Fahrer bereits vor dem Hotel auf mich wartet, als ich am frühen Vormittag auschecke. Zum Glück ist der Fahrer ortskundig, so dass wir trotz zahlreicher wegen eines Marathons gesperrter Straßen relativ zügig das Mietwagenparkhaus des Flughafens erreichen. Kurz darauf stehe ich vor der Qual der Wahl in Form einer Reihe von ca. 20 Autos. Ich entscheide mich für einen dunkelroten Pontiac G6, der meines Erachtens nach den Namen Joe trägt. Vermutlich hatte er vorher noch gar keinen Namen, denn sein Kilometerzähler zeigt gerade einmal etwas mehr als 1000 Meilen als ich gegen Mittag das Parkhaus verlasse und auf den Papagoo Freeway einbiege um kurz darauf auf den Red Mountain Freeway zu wechseln, um den coolen T-Shirt-Shop, den ich zwei Abende zuvor in der Altstadt Scottsdales gesehen habe, noch einmal in geöffnetem Zustand anzusteuern. Nachdem ich diesen kurz darauf mit einem “Dirt Shirt” (gefärbt mit Original rotem arizonaischem Wüsten Staub) ausgestattet verlasse, kehre ich Phoenix Joes Heckspoiler zu und verlasse den Moloch auf der Interstate 17 gen Norden. Kurz hinter der Stadtgrenze schlängelt sich die I-17 ein paar erste kleine Steigungen hinauf. Nach ca. 60 Meilen stelle ich an der Kreuzung zu Arizona State Route 169 fest, dass ich die eigentlich angestrebte Ausfahrt verpasst habe, was aber auch nicht weiter dramatisch ist, da die Alternativroute vermutlich landschaftlich reizvoller und schwächer befahren ist. In Prescott treffe ich wieder auf die geplante Route und gelange auf Highway 89A in die Gebirgslandschaft um Mingus Mountain. Die Straße wird schmaler, in den Haarnadelkurven weisen Schilder eindringlich auf das Speed Limit von 15 mph hin, was Zeit gibt, die außerordentlich reizvolle Landschaft in aller Ruhe zu genießen. Nach überschreiten der Passhöhe eröffnet sich eine imposante Aussicht und nach ein paar Kehren ist das Örtchen Jerome erreicht. Ich parke Joe nahe des Ortskerns und nehme mir etwas Zeit, dieses Schmucke Stückchen Wilder Westen zu Fuß näher zu erkunden. Mein erster Weg führt mich zu “haunted hamburger”, wo ich mir an einem aussichtsreichen Tisch ein kalorienreiches mushroom steak mit einer Riesenfolienkartoffel und einem eisreichen Eimer Cola on the rocks einverleibe. So gestärkt empfielt mir mein Lonely Planet einen Besuch des örtlichen Bergbaumuseums, das klein aber interessant, wenn auch wenig bergbaubezogen, ist. Stattdessen erfahre ich, dass Jerome (heute 340 Einwohner) in seinen besten Zeiten immerhin 13 Bordelle sein eigen nennen durfte. Nach so viel Kultur gönne ich mir noch ein wenig Shopping und statte mich in einem der Stores an der Hauptstraße mit einem T-Shirt aus, welches mich eindeutig als Überlebenden der 89A kennzeichnet. Danach lege ich Joes Schalthebel in Stellung “N” und rolle zum Red Rock Mountain hinab, der im übrigen, wie ich bei einem Vergleich feststelle, das Deckblatt des Lonely Planet “Southwest USA” ziert. Nach vollzogenem Sonnenuntergang ist es noch ein knappes Stündchen bis Flagstaff, wo ich am Abend im schnuckeligen Du Beau Hostel absteige. Draußen liegt Schnee und es ist bitterkalt.. weiter...