Etappe 4: Übers Timmelsjoch nach Italien
Start: Sölden, Tirol       | Starthöhe: 1332 m |
Ziel: Saltaus im Passeier, Südtirol | Zielhöhe: 535 m |
Tages-km: 63,09 | km ges.: 321,47 |
Tages-Höhenmeter: 1350 | Höhenmeter ges.: 5119 |
Tages-Fahrzeit: 4:30 h | Fahrzeit ges.: 22:30 h |
Wetter Startort: ca. 20 °C, sonnig
Wetter Zielort: 24°C, leicht bewölkt
unterwegs:
Nach Frühsück und Zeltabbau geht es sofort bergauf. Das Tagesziel ist, es, Italien zu erreichen, und dazu gilt es zunächst die gut 1300 Höhenmeter bis zur Passhöhe des Timmelsjoch zu überwinden. Direkt hinter dem Ortsausgang von Sölden fängt die Bundesstraße zunächst dem Talverlauf folgend mit um die 8% an zu steigen, bevor dann nach einigen Kilometern bei Zwieselstein, wo ich am Ende der Ortsdurchfahrt nur knapp einer Radarkontrolle entkomme, in einer ersten Gruppe von 3 Kehren mit weiterhin etwa 8% eine Talstufe von gut 150 Höhenmetern hinauf auf ca. 1600 m. ü. NN überwindet. Danach wird es dann wieder ein wenig gemütlicher, lediglich der Gegenwind ist zwischenzeitlich eine Weile lang recht frisch. Langsam aber stetig geht es auf dem folgenden gut 5 km mit entspannenden 4 % Steigung hindurch durch einige Lawinengalerien nach Obergurgl. Nachdem der Ort passiert ist beginnt dann der eigentliche Anstieg hinauf zum Pass. Die Straße verlässt nun das Tal der Gurgler Ache und schlängelt sich nun wiederum mit 8-10% Steigung in 4 Kehren den Osthang hinauf nach Hochgurgl, wo die Baumgrenze erreicht wird. Nach Passieren des Ortes wird die Mautstelle erreicht, die allerdings Radfahrern nix böses will. Böse ist hingegen was dann folgt. Irgendwie kommt mir die Geschwindigkeit auf einmal merkwürdig rasant vor. Ein Blick auf den Radcomputer sagt, dass die Wahrnehmung nicht täuscht. Knapp 60 km/h stehen dort auf einmal unter der rasant fallenden Altimeteranzeige. 2150m-2100m-2050m... Nach gut eineinhalb Minuten sind 150 zuvor mühsam erarbeitet Höhenmeter einfach so futsch. Ich komme gerade so drum herum wieder eine 1 vorne stehen sehen zu müssen, als der Neigungsmesser den Nulldurchgang macht und wieder stark positive Werte annimmt. Die Straße hat derweil eine Kurve nach Osten gemacht und folgt nun in ziemlich geradem Verlauf einem einsamen kargen Hochtal, nur noch gesäumt von Grasmatten und Geröll. Der Gegenwind ist kalt und unangenehm stark. Da die Luft dazu mit jedem Höhenmeter noch spürbar dünner wird, geht es nun nur noch langsam voran. Nach einer ziemlich endlos erscheinenden Zeitspanne gibt es dann endlich wieder ein wenig Abwechslung in Form der finalen Kehrengruppe, die mich von ca. 2300 auf 2509 m ü. NN hinauf führt. Lediglich das in Sicht kommen der Passhöhe motiviert mich, die dringend benötigte längere Pause noch ein paar Minuten herauszuzögern. Oben angekommen gibt es am örtlichen Rasthaus erstmal eine deftige Portion Speckknödel mit Sauerkraut und einen Platz in der Höhensonne. Ich denke die Energiebilanz des Tages bleibt dennoch negativ :-D. Zum Essen gibt es ein Pläuschen mit einem anderen Reiseradler aus München.
Nachdem ich mich ausreichend regeneriert fühle, um konzentriert genug für die Abfahrt zu sein, müssen noch schnell die obligatorischen Passfotos gemacht werden. Ab hier geht es nun also bis Meran die nächsten gut 40 km nur noch bergab. In Anbetracht des zu erwartenden Fahrtwindes der Stärke 7 Beaufort krame ich vorsichtshalber schon einmal die Jacke heraus. Ein Schild weißt mich auf Übertritt auf italienisches Staatsgebiet und Einreise in die autonome Provinz Bozen hin. Die Straße führt zunächst noch gut 1,5 km fast ohne Gefälle im Hang entlang, wobei mehrere Tunnel passiert werden; der letzte von ihnen ist ca. einen halben Kilometer lang, und zwar schnurgerade, dafür unangenehm finster, da absolut unbeleuchtet. Der miserable Straßenzustand im Inneren mit Zentimetertiefen Schlaglöchern macht die Sache dabei nicht wirklich besser. Irgendwie schaffe ich es dennoch sturzfrei, und auf der anderen Seite folgt der spaßigste Teil der Passüberquerung. Die Straße wird ein wenig schmaler, nun nur noch knapp 2-spurig, dafür haben die Straßenbauer sich aber größte Mühe gegeben, den Fahrspaß zu optimieren. Passagen mit netten Spitzkehren wechseln sich mit längeren schnell fahrbaren aber zur Vorbeugung von Langeweile dennoch mit sanft kurvigen Abschnitten ab, zwischendurch gibt es mehrere archaisch in den Fels geschlagene kurze Tunnel, in denen man auch schonmal damit rechnen muss, dass plötzlich mitten im Tunnel eine Kuh vor einem auftaucht. Obwohl bereits gegen Abend gehend, wird es dabei kontinuierlich wärmer. Bei Moos im Passeier wird wieder Zivilisation erreicht und nachdem sich die Straße bei St. Leonhard mit der Jauffenpassstraße vereinigt hat, geht es dann nur noch sachte bergab. Am Abend erreiche ich Saltaus und beschließe mich in Anbetracht der aufziehenden Dunkelheit und der Erinnerung dass der Campingplatz in Meran beim letzten mal nicht so toll war, dort eine Übernachtung einzulegen. Der Saltauser Campingplatz kann sich hingegen sehen lassen und bietet sogar einen kleinen Outdoorpool, der nach dem Zeltaufbau Gelegenheit zu einer kleinen Erfrischung bietet. weiter...