Rückreise: Im Bummelzug über die Alpen
Leider sind die Möglichkeiten, ein Fahrrad in einem Fernverkehrszug über den Brenner zu transportieren, sehr überschaubar. Nachdem ich mich entschlossen habe, nicht zwei Nächte in Folge im Nachtzug zu verbringen, hat sich leider herauskristallisiert, dass die einzige Möglichkeit Speedy und mich gemeinsam bis zur Abfahrt meines Nachtzugs am Abend in München ebendort hinzuschaffen darin besteht, diese knapp 700 km in einer exquisiten Auswahl an Bummelzügen zurück zu legen. Nachdem ich Speedy inklusive Gepäck wieder über die 4 Brücken zurück zur Stazzione Santa Lucia geschleppt habe, besteige ich am noch jungen Morgen um kurz vor halb 8 einen Regionaltriebwagen, der - wenn auch modern - eindeutig konzeptionell nicht darauf ausgelegt ist damit 3 Stunden lang durch die südliche Voralpenlandschaft und die Dolomiten zu eiern. So bin ich dann auch froh, als am späten Vormittag endlich Trento im Etschtal an der südlichen Zulaufstrecke zum Brenner erreicht ist. Der Aufenthalt dort reicht aus, um mich kurz mit Proviant zu versorgen, bevor ich um 12:53 Uhr einen Interregio von Verona nach Brennero erklimme. Das Fahrradabteil des schon etwas betagten Steuerwagens könnte ob des nur 2-Stündigen Taktes dieser Verbindung eindeutig geräumiger sein. Einziger Vorteil der klapprigen Waggons ist, dass sie noch keine Klimaanlage besitzen, was einen in den Genuss der Möglichkeit bringt einfach die Fenster aufzureißen, sich hinauszulehnen und zuzuschauen, wie sich der Zug durchts Etschtal die Kurven zum Pass hinaufwindet. Schande über die Leute, die sich ausgedacht haben, in klimatisierte Eisenbahnwaggons keine zu öffnenden Fenster mehr einzubauen und der Generation nach mir dieses Stück Reisekultur damit verwehren. Um kurz nach 14 Uhr ist der Bahnhof am Brenner erreicht, was mit Umsteigen verbunden ist. Zum Glück kann dies am gleichen Bahnsteig passieren, denn immernoch hat der Bahnhof des Dörfleins am Brenner keine Aufzüge, was in Anbetracht des Umstandes, dass man hier als Reiseradler quasi so gut wie immer umsteigen muss ziemlich zum Kotzen ist. Weiter geht die Reise hinab nach Innsbruck. Das lustige an Österreich, dass man es mit einmaligem Umsteigen komplett in der Innsbrucker S-Bahn durchqueren kann. Weitere Umsteigevorgänge in Kufstein und Rosenheim bringen mich schließlich rechtzeitig zum Münchener Hauptbahnhof. Von hier ist es einfach. Der am späten Abend abfahrende Nachtzug bringt mich bis nach Hamburg. 800 km ohne Umsteigen. Wahnsinn. Am morgen empfängt mich Kiel nach knapp 30-Stündiger Zugfahrt mit überraschend angenehmem Wetter zurück.