18.09.2011, 22:50, Chisun Grand Sapporo
Leider war das Wetter heute nochmal ziemlich mies: Gelegentlicher Nieselregen und grau in grau. Dies sollte mich aber nicht davon abhalten heute morgen mit dem Zug Richtung Toya aufzubrechen. Dort angekommen bin ich was das Verkehrsmittel anbelangt in Level 2 aufgstiegen, denn ab dem Bahnhof Toya ging es mit dem lokalen Bus 11km weiter nach Toyaku-onsen. Immerhin war aber zumindest ein Teil der Beschilderung noch in Englisch, da Toyaku-onsen recht lebhaften (zum Teil anscheinend auch noch internationalen) Tourismus aufweist. Dies kommt nicht von ungefähr, denn der Ort ist nicht nur wunderhübsch an einem von kleinen Bergen umgebenen See gelegen, sondern hat mit dem aktiven Vulkan Usuzan, der auch mich hierher gezogen hat, auch eine ganz heiße Sehenswürdigkeit. Nachdem ich im Tourist Information Center sogar eine englischsprachige Karte des Ortes und der umliegenden Geo-Wanderwege ergattern konnte, begann ich meine Besichtigungstour mit einem Besuch des Volcanic Science Museum. In der kleinen aber lohnenswerten Ausstellung wird der Ablauf der letzten Ausbrüche beschrieben, außerdem gibt es einen sehr gut gemachten Film mit imposanten Bildern der Eruptionen. Nach einer längeren Phase der Inaktivität ist der Vulkan im 17. Jahrhundert zu neuer Aktivität erwacht und bricht seit dem einigermaßen regelmäßig alle ca. 20-30 Jahre aus. Die letzten Ausbrüche erfolgten in den Jahren 1910, 1949, 1977 und 2000 an mehreren verschiedenen Stellen im direkten Umkreis von Toyaku-onsen. Der Ablauf war hierbei immer gleich: leichte aber durchaus fühlbare Erdbeben bedeuteten in allen Fällen, dass eine Eruption unmittelbar innerhalb der nächsten Tage bevorsteht, und man schleunigst mit der Evakuierung des Gebiets beginnen sollte. Aufgrund dieser Zuverlässigkeit hat der Berg den Beinamen "Der Berg, der niemals lügt". Die Geophysiker freuts, denn so konnten sie an diesem Ort schon eine Fülle wertvoller Messdaten sammeln. Nachdem ich das Museum durch hatte, machte ich mich dann auf den Weg Richtung Usuzan-Seilbahn. Auf halber Strecke führte dieser noch an einem ehemaligen Krankenhaus vorbei, das durch in Verbindung mit dem 1977er Ausbruch aufgetretenen Hangrutschungen zerstört wurde. Nach ca. 4 km Wanderung treffe ich an Talstation der an den Rand des größten Kraters am Usuzan führende Seilbahn ein. Leider hat diese jedoch wegen "des starken Windes" (ich hätte bis zu diesem Zeitpunkt behauptet, dass es fast findstill ist) geschlossen. Gelohnt hat sich die Weg trotzdem, denn immerhin gab es von der Seilbahnstation einen schönen Blick auf direkt nebenan gelegene Showashinzan, dessen eigenwilliger Lavadom 1949 entstanden ist. Bis heute kann man es an den Bergflanken noch überall dampfen sehen. Anschließend fuhr ich dann mit dem Bus zurück nach Toyaku-onsen, von wo ich einen zweiten auf meiner Karte verzeichneten Wanderweg in Angriff nahm. Dieser führte durch das Gebiet des jüngsten Ausbruchs. Am Ortsrand sind gigantische Barrieren aus Erde, Stahl und Beton aufgebaut, die die immernoch gelegentlich auftretenden Schlammlawinen in geregelten Bahnen um den Ort herumleiten sollen. Der Wanderweg endete an einer Bushaltestelle, von der ich zurück nach Toya fuhr. Nachdem am Strand des eher verschlafenen Orts noch ein Saporro Classic verköstigt wurde, ging es dann am Abend mit dem "Super Hokotu" zurück nach Sapporo. weiter...