Teil 2: von Korshavn nach Svendborg
Die Erinnerung an den nächten Tag verschwimmt im Dunste des Storebælts. Bei 2 Knoten wird der Motor vorsichtig klargemacht. Unser Drohen zeigt Wirkung, instantan beschleunigt Fifo auf immerhin wieder 5 Knoten, und das Ganze ohne dass wir an der Anlassleine ziehen müssen. Kerteminde, die Heimat vieler Folkeboote, rückt somit in erreichbare Nähe.
Nächster Tag, nächste Brücke. Es gäbe derer sogar zwei. Die Auswahl fällt nicht allzu schwer: Die 30 Meter Durchfahrtshöhe der Vestbroen sind für Fifo dann doch etwas knapp, die 55 Meter der Östbroen der Großen Belt-Querung erscheinen uns eindeutig als die sicherere Wahl. Der kräftige Wind lässt das imposannte Bauwerk schnell größer werden. Diese Aussage ist nicht gleichzusetzen mit der Aussage, dass sich die Brücke schnell nähert. Der Blick in die Karte ("nun sind wir ja bald da...") offenbart, dass das Monstrum noch ca. 10 Kilometer entfernt ist. Irgendwann erkennt man dann, dass die Brücke in der Tat nicht nur unter- sondern auch überquert wird. Nur waren wir zuvor noch zu weit entfernt, um die kreuzenden Sattelzüge identifizieren zu können.
Nachdem der touristische Teil des Tages somit abgehakt war, konnten wir uns dann an der Westbrücke entlang in den Hafen Nyborgs verholen, wo wir am Abend noch die sehr schöne Altstadt erkundeten.
"Nächster Halt: Lundeborg. Ausstieg in Fahrtrichtung vorn". Wir konnten einen der letzten freien Plätze im Fischereihafen, direkt vor einem alten Lagerhaus, ergattern. Die Temperaturen erlaubten an jenem Tag sogar ein erfrischendes Eintauchen in die Wogen des Storebælts am nahen Strand. Der Hafen ist belebt, am Abend gesellte sich Live-Musik zum Zischen des verbrennenden Petroleums. Bei einem schmackhaften "Odense Classic" neigte sich ein schöner Segeltag seinem Ende entgegen.
Sonntag, 31. August, 10 Uhr. Der Schärenkreuzer aus Hamburg will ablegen. Ein kurzer Blick von der Kaimauer ergibt, dass Fifo das äußerste Boot im Päckchen ist. Wir werden somit vor die Wahl "Verholen" oder "Ablegen" gestellt, und entschließen uns zu letzterem. Die Entscheidung gerefft auszulaufen erweist sich als klug. Nachdem ca. 3 Kubikkilometer Salzwasser das Vorschiff Fifos in einen ausreichend sauberen Zustand versetzt haben, gilt es die für den Großteil der Crew letzte Hürde zu meistern: das Einlaufen in den Svendborg-Sund. Das Fahrwasser wird enger und enger. Nautische Fähigkeiten sind gefragt, will man nicht so enden wie das Schiffswrack, das zur Begrüßung werbewirksam in der Hafeneinfahrt plaziert wurde. Es gelingt uns, die kreisrunde Marina ohne größere Personen- oder Sachschäden zu erreichen. Wir vertäuen uns direkt neben einem Vereinskollegen am Kopf eines recht maroden Querstegs (an dieser Stelle sei die Gelegenheit für einen Gruß an die Besatzung der „NOA“ genutzt). Mit Wehmut wird am Hafenkiosk, fernab des penetranten Benzolgeruchs der aufgrund der etwas stärkeren Lage in den stürmischen Gewässern zwischen Fyn und Langeland seit dem Nachmittag in unserem Cockpit schwebte, ein zumindest für die zwei Drittel der Crew die am Abend wieder in trockener Kleidung in einem trockenen Bett schlafen durften (bzw. wie es die oben erwähnte Vorschiff-Crew ausdrücken würde „schlafen mußten“) letztes Hotdog verzehrt. In der Innenstadt von Svendborg kam es zur übergabe des Staffelstabs (oder in diesem Falle eher der Staffel-Schot) an ein frisches Crewmitglied. Lediglich ein Hartgesottener hatte noch eine Verlängerungswoche gebucht. Auch dies erwies sich als kluge Vorraussicht; Entgegen den Erwartungen des frisch dazugestoßenen Mannschaftsteils fand er keine zerschlagene, ausgelaugte Besatzung, sondern zwei zwar nasse, aber sich dennoch nur mit Wehmut vom Boot verabschiedende Segler vor.