Teil 2: von Årø nach Korshavn
Am nächten Tag ist es immerhin geringfügig weniger windig - so reden wir uns zumindest ein. Wir beschließen auszulaufen, koste es was es wolle. Kreuzend nähern wir uns einer der tiefsten Stellen der westlichen Ostsee. Diese liegt - man glaubt es kaum, wenn man sie passiert - kaum 1 nautische Meile von der Küste entfernt. 82 Meter verspricht uns unsere Seekarte bei der Einfahrt in navigatorisch wieder etwas anspruchsvollere Gefilde. Das Land zum Greifen nahe. Das Meer wird schmaler, die Schläge kürzer, die Strömung stärker. 5 Knoten sagt das Log. 1,3 Knoten sagt das GPS. Wir bleiben tapfer und nähern uns der ersten Brücke. Kurz nach deren Paßage laufen wir in den leicht overstylten Jachthafen von Middelfahrt ein, Zeit den geblümten Kochtopf im Schatten der Glasfassade des Nobelrestaurants in Betrieb zu nehmen, um den dort speisenden Gästen einmal zu zeigen, was eine richtige Hühnersuppe ist. Der Jachthafen sei jedem empfohlen. Für 150 Kronen wird neben dem WC auch eine Dusche geboten. Das "neben" ist hierbei wörtlich zu nehmen.
Der nächste Tag begann mit Brücke Nummero 2. Wir steigern uns allmählich, immerhin ist es dieses Mal schon eine Hängebrücke. Nach kurzer Zeit öffnet sich der Snævringen und vor uns zeigt sich der Kattegat. Das Ziel Bogense wird recht bald fallen gelassen. Wir sollen es nicht bereuen, wäre uns sonst doch die Erfahrung Korshavn vorenthalten geblieben. Am Spätnachmittag erscheint die Rosamunde-Pilcher-verdächtige Steilküste aus den Nebelschwaden. Der Hafenführer empfiehlt nach Passage der weit im Meer liegenden Fahrwassermarkierung - der einzigen vorhandenen - zunächst auf den "Leuchtturm" zuzuhalten, um dann möglichst exakt 200 Meter vor Auflaufen auf die kleine Landzunge scharf nach Steuerbord abzudrehen, sie zu umrunden, und an dem einzig vorhandenen Steg festzumachen. Dieses gelingt uns - wider Erwarten - ohne Grundberührung und spätestens jetzt wissen wir die umfangreiche Infrastruktur und die zentrale Lage Schleimündes wirklich zu schätzen. Man könnte auch sagen "Willkommen im Nirgendwo". Im Dunkeln wird mangels anderer Ziele - zu den "sanitären Anlagen" ist es uns zu weit - noch eine Erkundungstour zum "Leuchtturm" (einer der kompakteren Sorte) unternommen. Noch kleiner als der Turm selber (in etwa mannshoch) ist der weiße Leitsektor. Würden wir nicht unser Gesicht wahren wollen, so würden wir an dieser Stelle zugeben, dass uns dieser 2 cm breite Streifen irgendwo zwischen rot und grün - wir dachten zunächst, es sei nur etwas der rot-grünen Farbe abgeblättert - die Bleiche ins Gesicht trieb. Zur Erholung verkrochen wir uns in unser Feuchtbiotop. Die Luftfeuchtigkeit hatte 91% erreicht. Der im Vorschiff nächtigende Teil der Crew endeckte eine Marktlücke und wird die Vielfalt der auf dem Markt erhältlicher Kuscheltiere demnächst um das Modell "nasse Fock" erweitern. weiter...