Etappe 6: Übers Gampenjoch ins Val de Non
Start: Völlan, Südtirol       | Starthöhe: 736 m |
Ziel: Mezzolombardo, Trentino | Zielhöhe: 226 m |
Tages-km: 82,4 | km ges.: 443,8 |
Tages-Höhenmeter: 1335 | Höhenmeter ges.: 7114 |
Tages-Fahrzeit: 5:50 h | Fahrzeit ges.: 31:36 h |
Wetter Startort: bewölkt, schwül
Wetter Zielort: 30°C, aufziehendes Gewitter
unterwegs:
Am Startort Völlan habe ich bereits die ersten gut 400 Höhenmeter des Gampenjochs geschafft. Fehlen noch ca. 800. Um diese Zahl nicht wieder größer werden zu lassen, beschließe ich, nicht die in den Ort hinein führende Stichstraße zurück zur Kreuzung ca. 150 Höhenmeter abwärts zurück zu fahren, sondern mich auf Nebenwegen durch den Wald am Hang entlang zu tasten, bis ich in etwa gleicher Höhe wieder auf die Gampenstraße treffe. Dies bringt zwar ein kurzes Stück Schieben auf steilem Schotter mit sich, im Endeffekt halte ich es jedoch für eine gute Entscheidung. Als die Gampenstraße wieder erreicht ist, geht es stetig in waldiger Umgebung am Etschtal-Südhang aufwärts, bevor die Straße nach einigen Kilometern in ein einsames Seitental abzweigt. Der Anstieg ist zwar lang, aber mit relativ konstanten ca. 7% Steigung auf gutem Asphalt nicht besonders schwer zu fahren. Nach insgesamt ca. 800 Höhenmetern seit Völlan ist die leider etwas unspektakuläre Passhöhe in 1514 m ü. NN. erreicht. Dann geht es bergab Richtung Siesta. Leider ist auf der Abfahrt an einigen Stellen der Asphalthobel im Einsatz, was den Fahrspaß etwas trübt, da ich mich auf den gehobelten Passagen nicht zu Geschwindigkeiten jenseits der 50 km/h traue. Es wird wärmer und wärmer und die Orte wirken verschlafen südländisch. Ab Fondo ist wieder verstärkt Treten angesagt, An einer Kreuzung in der Nähe von Cles finde ich einen Supermarkt, der mich mit einem spartanischen Mittagessen in Form einer Packung Grissini versorgt. Dass ich dann der beschilderten Hauptstraße Richtung Trento folge, und nicht dem ebenfalls ausgeschilderten Radweg, erweist sich nach einigen Kilometern als fataler Fehler, als ich den Beginn der für Fahrräder gesperrten Schnellstraße erreiche. Mein Kartenmaterial ist dürftig und so versuche ich mich so gut es geht parallel zur Schnellstraße zu halten, was die ersten Kilometer auch ganz gut gelingt. Bei Mollaro ist damit dann allerdings auch Schluss. Die wenigen Leute, die sich in dem verschlafenen Nest finden wissen leider auch nicht, wie ich weiter Richtung Trento komme. Also ist ausprobieren angesagt. Im dritten Versuch treffe ich eine Straße, die laut meiner 1:150.000-Karte immerhin grob in die Richtige Richtung führt. Wenige Minuten finde ich mich in Dardine wieder, einem verschlafenen vielleicht 150-Einwohner-Nest, dass mit Sicherheit noch nie ein Kieler vor mir betreten hat. Wieder weiß ich nicht weiter, also fahre ich 3 mal um den "Ortskern" herum, bevor ich endlich Eingeborene finde, bei denen ich eine Auskunft ob des Weges Richtung Toss einholen kann. Die Einheimischen sind hilfsbereit, leider des Englischen aber genauso wenig mächtig wie ich des Italienischen. Das einzige, was ich aus der Antwort heraushöre, ist "Cristo", wozu mit den Armen ein Kreuz angedeutet wird. Ich fahre also aus dem Ort auf gleichem Weg hinaus, auf dem ich gekommen bin, bis ich nach wenigen hundert Metern auf ein Kruzifix an einer Weggabelung treffe. Die abzweigende Straße ist erschreckend klein, gerade noch asfaltiert, und knapp einspurig. Laut meiner Karte nach hatte ich deutlich mehr erwartet. Nach etwa einem Kilometern wird ein Seitental passiert, dafür geht es zunächst einige hundert Meter so steil bergab, dass es die Bremsen voll durchgezogen gerade noch halten können. Meine Befürchtung, dass es auf der anderen Seite genauso steil wieder bergan geht, bewahrheitet sich. Ich bin kurz davor, das Gepäck abzuladen und getrennt vom Rad in mehreren Fuhren hoch zu schaffen. Mein Steigungsmesser klebt am oberen Anschlag, und das heißt deutlich über 25% und ich verfluche mich ein wenig dafür, den Radweghinweis richtung Trento so fahrlässig ignoriert zu haben. Bei Toss ist dann endlich wieder eine richtige Straße erreicht, de mich wieder zurück Richtung Hauptstraße führt. Zum Glück gibt es hier dann wieder eine parallel verlaufende für Fahrräder freigegebene Nebenstrecke. Der Tageskilometer sagt zwar erst etwas über 70 km, gerade die letzten Kilometer waren jedoch kräfte- und motivationszährend, so dass ich beschließe, für die Nacht das Val de Non Richtung Etschtal zu verlassen und mir eine Unterkunft in Mezzolombardo zu suchen. Obwohl der Ort recht groß wirkt, gestaltet sich die Suche schwieriger als gedacht. Nach einiger erfolgloser Suche nach einem "Hotelwegweiser" konsultiere ich eine Tankstelle. Leider schnappen mir an der empfohlenen Herberge zwei bajuwarische Radlerkollegen das letzte Zimmer vor der Nase weg, man leitet mich jedoch weiter, so dass ich kurz darauf in der Albergo del Sol einchecke. Für 43 EUR die Nacht ist das mir allein zur Verfügung stehende Doppelzimmer mit Bad absolut in Ordnung, und nach einer guten Woche mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen ist eine nette Abwechslung. Speedy bekommt sogar einen Garagenstellplatz. Der Abend endet nach einem kleinen Abendspaziergang mit einem Gewitter. weiter...