Teil 3: Epernay-Reims-Disneyland
Der folgende Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück. Die uns während dessen mehrmals passierende Gruppe junger Joggerinnen bietet dabei nicht nur ein wenig Unterhaltungsprogramm, sondern soll uns später auch zu einem unkomplizierten Lift nach Reims verhelfen. Vermutlich war es nämlich die zuvor an uns vorbeigelaufene Tochter, die Ihre Mutter zur Mitnahme unser nach Reims überredete, als diese sie vom sonntäglichen Frühsport abholte. Eigentlich will man nur ins Nachbardorf, allerdings überlegt man es sich dann doch spontan anders, und fährt uns "eben schnell die 15 km rum". In Reims wird das Gepäck zunächst der Champagnerkellerei Martell anvertraut und ein Termin für eine Kellerführung am Nachmittag gebucht. Bis dahin vertreiben wir uns ein wenig die Zeit in der Umgebung, bevor wir uns um die Mittagszeit zunächst in den Herstellungsprozess, dann in den Herstellungsort, und schließlich in die Vernichtung der Spezialitäten des Hauses einweihen lassen. 3 Gläser Schaumwein auf nüchternen Magen steigen ganz schön zu Kopf. Dass wir allerdings sooooo besoffen waren, dass wir im Anschluss zu doof sind, uns an die Richtige Ausfallsstraße zu stellen, ist allerdings auch im Nachhinein nur schwer nachzuvollziehen. Eine halbe Stunde dauert es - bei einsetzendem schwachen Regen - bis wir auf die glorreiche Idee kommen, doch mal einen Blick auf den Stadtplan zu werfen. Dieser sagt uns, dass Autos mit Fahrtrichtung Paris den Kreisverkehr genau eine Ausfahrt vorher verlassen. Et voila, kaum haben wir die Straßenseite gewechselt sitzen wir auch schon im Vehikel eines jungen Franzosen, der uns immerhin schon einmal bis an die Autobahn mitnimmt. Der Platz an dem wir rausgelassen werden ist denkbar ungünstig in einem stark befahrenen Kreisverkehr einer Autobahnauffahrt mit Leitplanken direkt am Fahrbahnrand. Macht aber nix, 1 Minute später geht es weiter. Der ältere Herr mit geräumigem Kombi nimmt uns ungefähr bis Höhe Chateau-Thierry mit. Dort hat uns der nächste ältere Herr mit noch geräumigerem Van anscheinend bereits aufgelauert, denn wir kommen noch nicht einmal dazu, unsere Rucksäcke vom Kofferraum an den Straßenrand zu schaffen. Anscheinend gibt es in Frankreich so eine Art integralen Taktfahrplan für Tramper. So sind wir dann sehr bald an der Zielautobahnausfahrt von wo es ohne größere Wartezeit mit einem Vater-Tochtergespann weiter nach Lagny-sur-Marne geht. Der letzte Lift bringt uns zum Camping Annet-sur-Marne, einem Archetyp von heruntergekommenen Dauercamperknast; aber watt solls - ist ja nur für eine Nacht. Am Vormittag des nächsten Tages treffen wir am Zielpunkt unserer Reise ein - dem Haupteingang von Disneyland Paris. Zunächst erleichtern wir uns unserer Rucksäcke, dann die Kasse uns unserer letzten Finanzreserven. Als erstes treffen wir Mickey am Rande der Main Street; der ist allerdings viel zu beschäftigt damit, Fotos von sich machen zu lassen ist und interessiert sich deshalb nicht für uns. Minnie, die wir kurz darauf in einer ruhigen Ecke von Frontierland treffen, ist da schon deutlich zugänglicher und hat außerdem eindeutig die schöneren Beine. Leider klappt es nicht mit einer Verabredung nach Feierabend an der Seine. Im Rahmen des Parkbesuchs kommt es neben diversen Fotos mit Zwergen, pelzigen Gestalten und Mister Incredible auch zu einer umfangreichen Achterbahn-Testreihe. In Frontierland beginnt diese zwar landschaftlich nett, aber doch eher sehr gemächlich, bei der Indiana Jones-Achterbahn ist dann zumindest schon eine Inversion im Spiel, und dann geht es steil bergauf - nämlich in Form eines Katapultstarts auf der Startrampe von Space Mountain. Glücklicherweise kann unser Zug trotz der Dunkelheit in den Weiten des Weltalls allen entgegenkommenden Meteoriten noch im letzten Moment ausweichen. Den Abschluss des Tages bildet die Parade auf der Main Street, dann geht es zunächst mit der Vorortbahn nach Chatelet-les-Halles, wo sich Annes und mein Weg trennen. Für Anne geht es nach Roissy zum Flughafen und von dort direkt weiter nach Santiago de Chile, für mich hingegen endet der Tag nach erneutem Check-In im Woodstock auf dem Montmartre. Am nächsten Tag geht es dann auch für mich zum Flughafen. Mein Rucksack bucht dort, da es ihm anscheinend in der Gepäckabfertigung von CDG so gut gefällt, spontan noch einen Verlängerungstag gebucht hat. Ich hingegen fliege nach Hause.